Wanderung auf einen der großartigsten Aussichtsberge im Ennstal. Hoch über St. Gallen erhebt sich die große Schwester der Bodenwies. Von Norden und Osten (St. Gallen oder Pölzenbach) führen die meistbegangenen Aufstiege auf das Maiereck. Ich habe mich jedoch für die Variante aus dem Westen, der Oberlaussa, entschieden, weil ich darüber nirgends eine Tourenbeschreibung finden konnte und mich gerade dieser Umstand neugierig werden ließ. Jetzt weiß ich es ja, ein grandios einsamer Anstieg wartet auf mich.
Dieses Foto habe ich bei der kleinen aber feinen Wanderung auf den Hainbachstein gemacht: Jausenplatzerl mit Aussicht über der Enns: Aussichtsrampe unterm Hainbachstein (814 m) und Wiesberg (787) m.
Abgeschminkt (der Schnee ist fort) lässt bei der Anfahrt mein Gipfelziel gleich weniger eindrucksvoll aussehen – wie bei so vielen Gesichtern, die einem im Leben begegnen.
Ich parke mein Gefährt am Fuße des Hengstpasses, am Parkplatz Vorderzwiesel. Ebenda beginnt der markierte Anstieg über den Seeboden zum Admonter Haus. Ich will hier jedoch meine heutige Wanderung nicht wirklich beginnen, sondern …
… beenden.
Dazu muss ich die Sohlen meiner Wanderschuhe etwas mit Asphalt füttern. Ungefähr zwei Kilometer, am Sagwirten vorbei, wandere ich die Bundesstraße bergab.
Wenn ich zurückblicke, sieht das so aus:
Wenn ich seitlich hochschaue, kann ich den großen Aufwand sehen, der zur Sicherung der Bundesstraße unterhalb der Fleischmauern erforderlich ist.
Endlich erreiche ich „meinen“ markierten Aufstieg von Vorderpölzenbach. Ein Auto parkt am Straßenrand, und das dazugehörige Pärchen macht sich vor mir auf den Weg. Es sind Schnellgeher – gleichsam ohne Punkt und Komma ziehen die beiden davon. Bis zum Gipfel wird das meine einzige menschliche Begegnung bleiben.
Wie in die Landschaft gehäkelt windet sich die Straße in Schlaufen hoch. Forststraßen können sich normalerweise nicht schnell hochschrauben, aber diese, so kommt mir das vor, sehr wohl. Bald schon habe ich den Tiefblick auf die Grabenbaueralm.
Eine Eremitenwolke teilt sich den Himmel mit keiner anderen.
Am Beginn meiner Wanderung, die Sonne klettert erst hoch, findet sich auf der Forststraße noch reichlich sonnengefleckter Schatten. Das währt aber nicht lange. Es wird mit jedem Schritt wärmer und gleißender.
Die Überschreitung vom Quenkogel zum Wasserklotz kann man hier nachlesen: Großer Quenkogel, Trompetenmauer, Wasserklotz und Astein.
Nach zwei Dritteln des zähen Forststraßenaufstieges findet sich diese Wasserstelle.
Auffallend unnahbar schaut der Glöckel (1319 m) aus. Eine Wandermöglichkeit auf seinen Gipfel gibt es dennoch, bald schon werde ich darüber berichten.
Am Fuße des Saubodens steht diese Jagdhütte.
Und ein bestimmt wunderbar kühler Erdkeller befindet sich gleich nebenan.
Hier mündet auch der Anstieg von St. Gallen über die Spitzenbachklamm ein.
Auf meinen Weiterweg bin ich jetzt schon ordentlich neugierig.
Die Markierung führt mich über diese Wiese …
… in einen steilen Steig.
Rückblick auf Wiese und Jagdhütte – also den Sauboden. Der wird für mich ein gutes Omen bedeuten, weil er gut zu mir passt – viel besser als ein Biancograt oder eine Diamirflanke. Und das nicht nur namenstechnisch, sondern auch bergtechnisch, denke ich mir. Ich lebe gerne in meinen Grenzen.
So richtig viel begangen scheint mir diese Variante nicht zu sein. Ein ausgetretener Pfad sieht anders aus.
Im Blätterbaldachin rund um mich werden alle nur denkbaren Grüntöne deklamiert.
Dieser angeblich weniger schöne Anstieg zeigt mir freigiebig die wunderreiche Beschaffenheit allen Lebens im späten Frühjahr.
Für ein paar Meter findet sich sogar ein Stahlseil zum Festhalten. Ausgesetzte Stellen kann ich auf der ganzen Tour keine wahrnehmen.
Entlang einer riesigen …
… Einmuldung führt der Steig hoch.
Am Ausstieg aus der riesigen Mulde, in einer Einsattelung (ist das die Melkstatt?), findet sich dieser Wegweiser. Ich werde aber nicht gleich links in Richtung Gr. Maiereck wandern, sondern zuerst …
… rechts diesen Wiesengrat hochsteigen – bis zum Kleinen Maiereck (ungefähr 200 Meter und 50 Höhenmeter).
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Kleines Maiereck (1594 m).
Blick hinüber zum großen Bruder. Irgendwo entlang seiner Waldkante dürfte mein nächster Aufstieg stattfinden.
Blick auf St. Gallen. Und beim Anblick des Haidachs treffe ich für meinen Blog eine wichtige Entscheidung. Den Haidach (1096 m) habe ich bereits vor 4 Jahren bestiegen und bis jetzt keine Zeit gefunden, darüber zu schreiben. Weil es keine oder nicht viele Informationen zu diesem Waldberg gibt, habe ich beschlossen, die Tourenbeschreibung als Shortcut, mit Karte und ein paar Fotos, kurzgefasst im Blog zu veröffentlichen. Dieses Prinzip möchte ich auch noch auf andere „alte“ Touren anwenden. Mein ausschweifendes Erzählen benötigt einfach zu viel Zeit, und die ist mir in meiner Fron die letzten Jahre einfach nicht gegeben. Um diese Touren wäre es aber ewig schade – könnte ich doch für Nachwanderer den einen oder anderen brauchbaren Hinweis geben.
Ich steige wieder in die Einsattelung ab …
… und beginne den unschwierigen Aufstieg.
Ganz gefangen bin ich jetzt von der Kampermauer und ihren Rundumbergen.
Mittlerweile hat die Eremitenwolke gehäuft Besuch erhalten. Zum Gipfel ist es nicht mehr weit.
Auf Gipfeln wie auf Inseln anlanden. Das trifft es jetzt für mich ganz genau.
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Großes Maiereck (1764 m).
Was dieses Maiereck so besonders macht, ist sein Schaubuffet. Buffet ist sowieso meine Lieblingsspeise. Selbst unter einem wolkenbedeckten Himmel kommt im Betrachter die heftige Lebenskraft der Berge zur vollen Entfaltung.
Vielleicht ist es doch ein Prunkbuffett.
Die Besteigung des Admonter Reichenstein mit Stefan war an der Grenze meiner Möglichkeiten. Dafür war die Wanderung mit Gabriele, vom Riffelspitz auf den Kreuzkogel, bis auf ein paar Angsteinsprengselungen eine Freudentour.
Bis auf den Hochturm habe ich alle hier benamsten Gipfel bewandert. Zumeist jedoch vor meinem Blog.
Admonter Haus im Zoom.
Nochmals Stumpfmauer und Gamsstein.
Von Anton Theurezbacher gibt es auf alpen-panoramen.de dieses beschriftete Panorama. Einfach ins Bild klicken:
Eine Familie verlässt schon bald nach meiner Ankunft den Gipfel. Mit mir bleibt nur ein lebenserfahrungsfaltiger, seit Kindheitstagen an der linken Hand von Polio gezeichneter Wanderer am Gipfel. Zuerst jausnen wir wortlos nebeneinander und dann kommt es, wie es in solch einer Situation einfach kommen muss – wenn man sozial noch nicht ganz verschroben ist. Wir plaudern miteinander. Oft will ich mich in solchen Situationen gar nicht öffnen, ich versuche nur zu erreichen, dass andere nicht schlecht von mir denken. Automatisch setze ich mein bisserl Charme ein, oder besser: eine falsche Höflichkeit. Hier ist es anders. Diese Gesprächsoberfläche durchstoßen wir rasch, und so kommt es da oben zu einem berührenden Gespräch. Nachdem ich mich zum Aufbruch zusammenrichte, habe ich das Gefühl einer echten Begegnung.
Mein Abstieg führt mich über die auffällige Kälberleiten.
Über diesen gerundeten, langgezogenen Wiesenbuckel steige ich ab.
Viel gibt es für mich zu entdecken, und so oft und so lange …
… ich will, halte ich an. Wieder einmal kommt es mir zu Bewusstsein, dass meine Wandereinsamkeit mein Schatz ist, das Kostbarste, was ich an solchen Tagen besitze.
Ich erreiche die Seisenalm auf der Admonter Höh‘ (1271 m). Der Halter hält gerade Einzug. Tuchent und Kaffeemaschine werden ins Almhaus getragen.
Das Große Maiereck ist ein beliebter Wintergipfel. Mein Abstieg über die Kälberleiten wird mit Schneeschuhen oder Ski gerne im Aufstieg genommen.
Im Abstieg muss ich lediglich beim Forststraßenabkürzer bei der Schölleralm etwas achtgeben. Hier wurde frisch aufgeforstet, und Markierung und Wegspuren verlieren sich ein wenig.
Wald mag ich immer, selbst wenn er so in Reih und Glied dasteht wie hier.
Der Forststraßenweg zum Parkplatz dauert ein wenig. Ich kann mich aber wirtshausphilosophisch trösten: Je länger die Wanderung dauert, desto näher muss ihr Ende sein.
Für Abwechslung ist jedoch gesorgt. Die Pölzalm scheint mir ein veritables, verlassenes Bauernhaus zu sein.
Ein riesiges Wildgatter ohne Wild.
Die Vergangenheit ist überall anzutreffen.
Und zum guten Schluss noch ein Pfefferkuchenhaus. Liebevoll gepflegt.
Im Anstieg etwa 1154 Hm und zurückgelegte Entfernung nahezu 19,4 km.
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Ennstaler Alpen (Auswahl):
- Wie wir uns Wildfrauen wie wild am Wildfrauensteig wünschen
Frauenmauer (1850m), Bosruck (1992m), Kitzstein (1925m) - Eins-a-Aussichtsberg im Ennstal – der Zinödlberg (1294 m)
Zinödlberg (1294m) - Gowilalm und Kleiner Pyhrgas (2023 m)
Kleiner Pyhrgas (2023m) - Unser Verschlafen und sein Kollateralnutzen: Einsame Tour auf den Grabnerstein (1847) & Jungfernscharte (1718 m)
Grabnerstein (1847m), Admonter Warte (1804m) - Bernsteinlandschaft und „nur“ ein Gipfel: Lahngangkogel (1778 m)
Lahngangkogel (1778m)
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Die Bildbeschriftung erfolgte mit:
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Ⓒ Christian Dellwo.
Von Leopold gibt es eine wunderbare Beschreibung seiner Besteigung: Vom Kleinen auf das Große Maiereck. (abgerufen am 8.7.2024)

Szepfalusi (2021): Die schönsten Bergtouren im Gesäuse mit Haller Mauern und Eisenerzer Alpen. Kral Verlag, Berndorf.
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