In leichter Kletterei zur Rauchkoppe

Gibt es Eisenerzer Dolomiten? Diese Frage stellt sich mir beim ersten Anblick der Rauchkoppe (1836 m) im Buch von Siegbald Zeller. Um der Sache auf den Grund zu gehen fahren wir in den Gößgraben und machen uns auf die Suche.

Wir gehen auf einer Forststraße bis zur Linsalm auf ca. 1059 m. Oberhalb der Alm verlassen wir die Straße und zweigen in Richtung Wasserfall ab.

Wir schlagen uns neben dem Wasserfall durchs dichte Gebüsch aufwärts. Wie sich noch herausstellen wird, führt ein guter Steig weiter links, durch den Wald.

Wie in einem großen Nebelbahnhof verschieben sich die einzelnen Nebelbänke hin und her und rauf und runter. Einmal kann ich in die Südabbrüche des Linseckes sehen und dann wieder keine drei Meter.

Im oberen Teil geht es stellenweise weglos über Almböden zum Mooshals. Wir finden immer wieder Steigspuren die uns durch die Latschen leiten und das Gelände ist leicht zu lesen und somit macht uns die Orientierung keine Sorgen.

Endlich tauchen die Grattürme und der weiße Rücken der Rauchkoppe aus dem Nebel.

Südtirol, Steiermark – ist das bei diesem Anblick noch wichtig?

Jetzt reißt der Nebel endgültig auf und um so näher wir dem Mooshals kommen um so mehr ist zu erkennen.

Rauchkoppe_011 (CC) Rauchkoppe_012 (CC)

Auch die Hohe Zölz (1897 m) und der Krumphals (1700 m) sind zu sehen. Über den Krumpenhals in den Reichenhals führt einer der Zustiege auf den Eisenerzer Reichenstein. Auf der Hohen Zölz habe ich vor wenigen Wochen erst Steinböcke angetroffen.

Bei diesem Anblick fällt mir wieder ein, warum der Herbst meine Lieblings-Wander-Jahreszeit ist.

Das Gösseck ist mit seinen 2214 m die höchste Erhebung in den Eisenerzer Alpen.

Am Mooshals angekommen, zwischen Linseck und Rauchkoppe tauchen gute Bekannte auf: Wildfeld (2043 m), Speikkogel, Stadelstein (2070 m), Hochstein (1860 m) und Schwarzenstein (1853 m).

Wir wenden uns jetzt in südlicher Richtung der Rauchkoppe zu. Östlich führt ein Steig durch die Latschen den Kammfuß entlang. Diesen gilt es zu finden.

Nochmals ein Foto im Mooshals.

Jetzt wird es steiniger und steiler. Der Steig führt unterhalb des Gipfels vorbei durch Latschen und über Abbrüche, erst danach erfolgt der Aufstieg auf den Grat.

Rauchkoppe_029 (CC)

Rauchkoppe_030 (CC)

Wir haben die Schlüsselstelle erreicht. Im Führer von Scharfetter/Buchenauer heißt es:„in leichter Kletterei (eine kurze plattige Stelle) zum Gipfel“. Bei dieser Stelle sind wir jetzt und wie schon Hans Moser mit seinem Koffer stellt sich uns die Frage: „Wie nehmen mir ihm denn?“

Rauchkoppe_033

Wir setzten uns einfach auf die Plattenoberkante und lösen das Kletterproblem zwar nicht mit links aber dafür rittlings.

Schön vorsichtig geht es die letzten Meter am Grat. Es gibt hier keine Schwierigkeiten nur schwindelfrei sollte man sein. Es sind keinerlei Kletterhilfen verbaut.

Rauchkoppe_038 (CC) Rauchkoppe_039 (CC)

Obligatorisch und unverzichtbar: Foto Gipfelkreuz Rauchkoppe (1836 m)

Das Gipfelbuch ist ein altes. Es stammt aus dem Jahr 1998 und ist erst zu einem Drittel gefüllt.

Blick vom Gipfel zum Mooshals und dem Linseck. Für Bergwanderer mit ein wenig Spürsinn in der Wegfindung und rudimentären Kletterkünsten ist diese Tour eine feine Angelegenheit.

So ganz warm wird uns nicht und darum entschließen wir uns, den Gipfelschlaf ausfallen zu lassen und abzusteigen.

Rauchkoppe_052 (CC)

Rauchkoppe_042 (CC)

Nach einem Fotorundumschlag geht es den Aufstiegsweg zurück.

Rauchkoppe_037 (CC)

Doch nicht ganz den Aufstiegsweg. Wir versuchen die Schlüsselstelle von der anderen Seite (westlich) zu umgehen. Wie sich herausstellt, ist dies eine nicht so gute Idee. Dazu steigen wir einige Meter ab und müssen diese dann über diese steile Platte wieder hochklettern.

Es gelingt uns, aber diese Variante ist sicher die gefährlichere und schwierigere. Da ist es eindeutig vernünftiger wieder über die Platte zu „reiten“.

Siegbald Zeller beschreibt in seinem Buch eine Frühlingstour zur Linsalm und zur Rauchkoppe. Dabei erwähnt er Märzenbecherwiesen mit abertausenden Frühlingsknotenblumen und Erlebnisse mit Murmeltieren bei der Linsalm. Vielleicht ein guter Grund diese schöne Tour einmal im Frühjahr zu wiederholen.

Wieder im Mooshals Blick zum Linseck (1983 m). Wie man gut erkennen kann ist der Zustieg vom Mooshals zu Linseck und zum Hauptgrat einfach möglich. Der Zustieg zum Mooshals ist auch von der anderen Seite möglich. Ebenfalls vom Gößgraben, über die Moosalm, führt ein Jagdsteig in den Mooshals.

Durchblick zu Kaiserschild (2084 m) und Hochkogel (2105 m). Wunderschön die Abbrüche im Übergang vom Linseck zum Zwölferkogel (nicht im Bild). Sogar ein Fotomodell konnte ich für diesen Schnappschuss gewinnen.

Im Abstieg finden wir dann den Jagdsteig den ich anfangs im Bericht erwähnt habe.

Rauchkoppe_070 (CC)

Im Anstieg ca. 1000 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 11,2 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

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Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Peterka (1982): Eisenerzer Alpen. AV Führer, Bergverlag Rother, München.

Scharfetter/Buchenauer (1978): Eisenerzer Alpen, Bergwandern, Klettern, Schifahren. Verlag Styria, Graz.

Zeller (2006): BergErleben Bd. 2, Eisenerzer Alpen, Hochschwab West. Verlag Gertraud Reisinger, Spielberg.