Die vielgepriesene Marillenbaumblüte in der Wachau und ein Besuch des höchsten Berges an der Donau (von der Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung in das Schwarze Meer) sind genug Gründe, um nach Maria Laach zu fahren, den Jauerling (960 m) zu besteigen und danach mit dem Auto entlang der Donau durch die Wachau zu gondeln.
Wir parken unser Fahrzeug an diesem wunderbaren Morgen vor der Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung“. Unsere Heimsuchung am heutigen Tag könnte die Temperatur werden. Es ist ein Hitzetag prognostiziert, und viele Freibäder öffnen ihre Tore vorzeitig. Sommerhafte dreißig Grad sollen heute möglich sein.
Die Morgentemperaturen sind aber noch verträglich, und wir machen uns mit gemütlichem Schritt auf den Weg.
Unser Aufstiegsweg berührt einen Abschnitt des Wachauer Welterbesteiges. Diese weißen Farbzeichen werden wir heute noch oft antreffen.
Gut beschattet, besitzt der Weg zu Beginn nur geringe Steigung.
Nach meiner letzten Skitour im meterhohen Schnee des Triebentales erlebe ich einen optischen Klimaschock. Die temperaturbedingten rote Köpfe „passieren“ uns etwas später.
Eine gefühlte Stunde (wir schauen nicht auf die Uhr) ist vergangen und wir haben nach einer Steilstufe die erforderlichen Höhenmeter absolviert. Jetzt geht es über das bewaldete Plateau in Richtung Sender.
Aus allen Spalten und Ritzen drängt das junge Gras.
Der ganze Aufstieg führt wenig spektakulär durch sonnenverwöhnte Waldhänge.
Immer wieder kommen wir an gittergeschützten Ameisenhaufen vorbei. An diesem wird Gabi Zeugin eines lange vorbereiteten Ausbruchsversuches.
Wir betreten eine dorfgroße Lichtung, und ich bin der Meinung, dass das noch nicht der Jauerling Sender sein kann, weil bei uns im Mostviertel die Handymasten ebenfalls so groß sind.
Ich habe mich gründlich getäuscht, es ist der Sender, und er ist wirklich riesig, wir waren zuvor einfach noch nicht nah genug. Und ja, unsere Handymasten sind viel niedriger.
Wir kommen an der Schipiste vorbei. Mit gefällt das Selbstverständnis der Liftbetreiber am Jauerling. Auf der Hompage wird nicht für eine Schipiste geworben, sondern selbstbewusst für eine ganze Schiarena.
Wir erreichen die 38 Meter hohe Aussichtswarte. Mit zwei Euro Eintritt für jeden von uns dürfen wir hochsteigen. Die Aufstiegstreppe wird von Flohmarktkisten, angeschmutzten Möbelstücken und staubig-traurig ausgestopftem Getier gesäumt. Vorüber an speckigen Altbüchern führt die Treppe im oberen Teil noch an einer Mineralienausstellung vorbei, zur Aussichtsplattform.
Diesige feuchte Luftschichten verhindern einen weiten Blick. An klaren, sichtigen Tagen gelingt sicher eine großartige Blick-Ausbeute.
Wir halten uns nicht lange auf der Plattform auf und verlassen den knarrenden, staubtrockenen, an eine große Fackel erinnernden Turm.
Wir schlendern über die große Wiese. Der ÖTV Spitz meint dazu auf seiner Homepage: „Jährlich wird im Juni das traditionelle „Bergturnfest“ auf der Turnerwiese abgehalten und wird von vielen Turngeschwistern als sportlicher Maßstab genutzt.“ Und weiter: „Unser Verein arbeitet im Geiste des Jahn´schen Turngedanken, also zielbewusste körperliche und geistige Ausbildung seiner Mitglieder.“
Die körperliche Ausbildung macht mir keine Sorgen, nur die „geistige Ausbildung“ von Vereinen, welche heute noch „Gauschitage“ veranstalten, macht mir echte Angst.
Wir lassen das steinerne Denkmal für Turnvater Jahn „rechts“ liegen und werden am Rand der Wiesenfläche von dieser Birke auf die Schaufel genommen.
Im Widerspruch zum jungen frischgrünen Frühling stehen viele der Einrichtungen am Jauerling.
Irgendwie verblüht…
…verwelkt und verblasst sind fast alle Hinweisschilder und Tafeln.
Wir wandern auf der Forststraße zum ausgeschilderten „Gipfelkreuz“ und suchen aber danach den „wirklichen Gipfel“.
Nur zweihundert Meter vom Kreuz entfernt, im Wald ohne Weg oder sonstige Kennzeichnung, finden wir den höchsten Punkt. Ein Vermessungszeichen, oder besser ein steinernes Monument von 1866, ziert den Jauerlinggipfel.
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Jauerling (960 m).
Nicht alle Märchen enden schauerlich. Mir zeigt meine „Gretel“ den Weg aus dem Wald…
…vorbei an gelben Markierungen, welche die Jauerling-Runde ausschildern.
Bis zum Erreichen des Naturparkhauses ist uns kein Blick zur Donau gegönnt. Jetzt verbringen wir auf der Terrasse des Naturparkhauses eine gemütliche Rast. Der Wirt zeigt sich sehr freundlich und hilfsbereit. Wir dürfen sogar unsere mitgebrachte Jause verzehren. (Wir waren der Meinung, das Haus hätte noch nicht geöffnet und haben uns darum eigene Verpflegung mitgenommen).
Von Spitz über den Tausendeimerberg (Spitzer Graben) führt ebenfalls ein Abschnitt des Welterbesteiges auf den Jauerling.
Wir verlassen Sonnenschirm und Terrasse und machen uns auf anderen Wegen an den Abstieg nach Maria Laach.
Am Aussichtsturm vorbei, kommen wir zu dieser riesigen abgeholzten Freifläche.
Kleine Wassergräben durchfurchen diese Fläche, und an ihren Rändern grünt es kräftig.
Die Natur hat mit ihren Origamihänden jedes einzelne Blatt auf kleinsten Raum gefaltet.
Die Balzzeit der Frösche ist vorbei. Jetzt ist diesem Exemplar offensichtlich schon sehr fad und so übt er sich kopfüber im Kunstschwimmen.
Wir wandern an Soldatenbäumen vorbei, sie stehen in Reih und Glied – schnurgerade wie bei einer nordkoreanischen Militärparade.
Ein paar Schritte weiter demonstrieren Birkenanarchisten gegen die Gleichschaltung.
Wir tauchen wieder in schattenspendendes Waldgelände ein und wandern die Forststraße, und zur Abkürzung alte Hohlwege, bergab.
Die Blüte der Marillenbäume ist schon vorbei. Dafür sind wir wenige Tage zu spät in die Wachau gekommen. Die verbliebenen weißen Blüten gehören den Kirschbäumen und sind garantiert nicht weniger schön. Die Heimreise führt uns über Krems nach Rossatz zu einem Heurigen. In dessen gut besuchten Gastgarten lassen wir kurzärmelig und mit ausgestreckten Beinen bei sommerlichen Temperaturen diesen gelungenen Tag ausklingen.
Im Anstieg ca. 530 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 15,5 km.
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Andere (Auswahl):
- Vielleicht am höchsten Grasberg Europas: Geißstein (2363 m)
Geißstein (2363m) - Messner Mountain Museum: Corones auf dem Kronplatz
Kronplatz (2275m) - Nebeltauchen am Donaualtarm
- Karwendelschnuppern am Lamsenjoch
Hahnkampl (2080m), Gramaijoch (2017m) - Rote Wand (592 m) und Hoher Stein (725 m)
Rote Wand (592m), Hoher Stein (725m)
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Hauleitner (2005): Wachau mit Waldviertel. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.
Stiller/Vogg (2011): Welter besteig Wachau, Edition Aramo, Wien.