Sauwand

Diesmal steht ein prominenter Waldberg als mein Tagesziel fest. Prominent weniger seines Namens oder seiner Höhe wegen: Sauwand (1420 m), sondern vielmehr als Hintergrund für viele Mariazell Postkarten, Mariazell Prospekte etc.  Die Sauwand wird selbst von den Einheimischen ignoriert. Das Gipfelbuch ist nur zur Hälfte ausgeschrieben und stammt aus dem Jahr 2001.  Es gibt je einen markierten Nord- und Südaufstieg. 

Ich hatte beruflich in der Gegend zu tun, und da ich am späten Vormittag meine Aufgabe beenden konnte, fuhr ich nach Gußwerk, um diese Halbtagestour zu machen.

Kalt ist es, aber für das totale Programm, mit Haube und Handschuhen, reicht die Kälte noch nicht aus. Kapuze d’rübergezogen und in den nächsten zehn Minuten wird mir schon warm werden.

Vom GH Eder geht es ein kurzen Stück in den Freingraben, dann links eine  Forststraße (fast) bis zum Eiblbauer, auch eine bekannte Jausenstation.

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Nach kurzer Gehzeit, bereits in der Sonne und die Kapuze nicht mehr über dem Kopf, gibt es den ersten nahen Anblick der Sauwand bzw. eines Teiles davon.

Dieses Foto habe ich erst im Abstieg gemacht. Hier habe ich im Aufstieg, im völligen Vertrauen auf mein GPS und darauf, dass zum Bauernhaus die Forststraße führt, die Abzweigung versäumt. Man sieht die mehrfach angebrachte rotweißrote Markierung, meine Ignoranz kann man nicht sehen.

Nach ca. zwanzig Minuten gefällt mir die Ausrichtung der Straße nicht. Ich werfe einen Blick aufs GPS und stelle fest, dass sich zwischen mir und meinem Ziel der Stockbauerkogel aufgebaut hat. Es gibt zwei Möglichkeiten: zurück oder über den Kogel. Natürlich entscheide ich mich für einen Zusatzgipfel bei dieser Wanderung. Ziemlich steil geht es bergauf. Es gilt einiges an Altholz zu übersteigen, aber da ich noch immer böse auf mich bin, ist dafür genug Energie vorhanden.

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Meine heutige Fleißaufgabe: Der Stockbauerkogel (1124 m).

An der anderen Seite kraxle ich direkt auf einen Steinbruch zu, dann wird es mir zu steil, und ich brauche einige Zeit, um diesen Steinbruch zu umgehen.

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Endlich beim Eiblbauer führt mich der Weg zum Waldrand oberhalb des Bauernhauses.

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Dort beginnt ein feiner, mit Fichtennadeln gepolsteter Steig.

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Schon bald ergeben sich die ersten Tiefblicke ins Tal und gegenüber zum Wasserbauerkogel und zum Königskogel.

Um so höher ich hinauf gelange, um so stärker weht der Wind. Mit einer Jause am Gipfel wird’s wohl nichts werden.

Die Alpenrosehütte zeigt ihr farbiges Gesicht.

Jeden Moment könnten die Fensterflügel aufgerissen werden und Winnetouch begrüßt mich mit einem „Hallo Fremder, schnell drück‘ mich, das ist vielleicht eine Überraschung, mei, mit dir habe ich überhaupt nicht gerechnet, du ich hab‘ noch nicht aufgeräumt – Welcome to Alpenrosehütte………………..“

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Jacqueline müsste dann auch noch hier irgendwo grasen…

Jetzt kommen die felsigeren Passagen, die mehrfach beschrieben wurden (Internet und Wanderführer). Diese Passagen sind nicht sonderlich ausgesetzt und völlig problemlos gehbar. Selbst Menschen mit Akrophobie können den Steig bewältigen.

Fotos, die die Staritzen zeigen würden, sind gegen die tiefstehende Sonne nicht möglich. Dies musste ich auch schon bei meiner vorigen Wanderung auf die Zeller Staritzen, mit Blick auf die Hochschwab Nordabbrüche, anerkennen.

So viel Felsberührung, wie so manche Berichte zeigen, gibt es gar nicht. Zumeist führt der Steig durch den angrenzenden Waldbereich.

Aus- u. Tiefblicke sind aber immer wieder möglich. Hier ein Blick auf Gußwerk.

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Auch der Waldsteig ist sehr reizvoll, und ziemlich unvermittelt stehe ich vor dem Gipfel der Sauwand.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Sauwand (1420 m).

Das Gipfelbuch stammt aus dem Jahre 2001. Wahrscheinlich sind die umliegenden Gipfel wie Tonion, Hohe Student usw. in ihrer Anziehungskraft einfach stärker.

Gleich hinter dem Gipfel gibt es eine große Rodungsfläche und damit einen tollen Tiefblick auf Mariazell.

Jetzt geht es aber leider an den weniger lustigen Teil der Wanderung. Ursprünglich wollte ich den Kamm noch weiter bis zu den Wipfelmäuern gehen. Aber beim Anblick der völlig durchfurchten und mit einer Forststraße zerissenen Bergflanke, will ich nicht mehr.

Nördlich, unterhalb der Sauwand, sollen Steigspuren zum 426er Wanderweg führen. Dieser wiederum soll mich zur Alpenrosehütte bringen.

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Diese Forststraße wurde mit großer Brutalität in den Berg geschlagen. Oder empfinde ich das nur so und die Holzbringung wäre anders nicht möglich?

Ich bin froh, die Straße verlassen zu können und suche den unmarkierten Pfad.

Nur diese, in einen Baum gebundene Plastikschleife, kann ich finden. Den Pfad nicht. So gehe ich nach eigenem Gutdünken in die erforderliche Richtung.

Diese Wiesenfläche wird Pollerboden genannt, ist ein Sumpfbiotop und der Alpenrosehütte südlich vorgelagert. Von „sumpfig“ spüre ich nichts, da der Boden gefroren ist und auch tagsüber nicht auftaut.

Zwischen den Bäumen taucht dieser Gipfel auf. Ich glaube die Tonion zu sehen, oder doch die Hohe Student?

Längst zurück auf dem markierten Weg, sehe ich oberhalb vom Eiblbauer den ebenfalls heute bestiegenen Stockbauerkogel. Man kann auch den Steinbruch erkennen.

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Beim Aufstieg habe ich diesen „verwiesten“ Forstweg ausgelassen. Das war wahrlich dumm, denn dieser Wegteil ist wirklich begehenswert.

Die ganze Wanderung bin ich keinem Menschen begegnet, und jetzt freue ich mich, wieder unter meinesgleichen zu sein.

Im Anstieg ca. 772 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 12 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

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Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Hauleitner (2003): Ötscher, Mariazell, Türnitz, Traisentaler Berge, Wanderführer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt/Baumgartner (1985): Mariazeller Bergland, Ein Wander und Landschaftsführer, Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.