Schwarzenberg (958 m)

Wohltuend waren sie, die zurückliegenden Regentage. Kein Lockruf der Sonne scheuchte meinen Bewegungsdrang auf. Daheimbleiben, arbeiten, lesen und schlafen. So spürt sich Stallwärme an. Aber diese Ruhe ist eine trügerische und gründete in meiner Müdigkeit. Ein paar Tage geht das gut, aber heute Sonntag ist es vorbei damit. Meine Wanderseele benötigt Auslauf – möglichst in der Nähe, auf einen von mir noch unbestiegenen Gipfel.

Zwischen Ybbsitz und Gresten liegt der bewaldete Rücken des Schwarzenberges (958 m). Es gibt einen markierten Rundwanderweg, und den will ich mir, in Teilen zumindest, ansehen. Ich starte nicht von Gresten (Ybbsbachamt), sondern parke mein Fahrzeug beim Bauernhaus Kleindürnbach.

Hier wird Wasserkraft (sichtbar) in Weidezaunstrom (spürbar) verwandelt.

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Ich sehe meinen ersten Holzstoß mit Türauslassung. Aber Fenster fehlen, und vom ebenso fehlenden Rauchfang will ich erst gar nicht anfangen.

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Schon bei der Anfahrt finde ich die Wiesen und Wälder mit ihren Weiden und Bauernhäusern ungewöhnlich gepflegt und sauber, sofern Landschaften aufgeräumt und ordentlich sein können. Selbst die Kühe wirken irgendwie frisch geduscht.

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Auf einer asphaltierten Zufahrtsstraße wandere ich zum „sauberen“ Bauernhaus Hasenberg. Hier treffe ich auf die Markierung des Rundwanderweges. Noch geht es auf asphaltierter Straße weiter.

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Bevor die Markierung endlich ins Gelände führt, treffe ich auf Kühe mit verschwenderisch großen HÖRNERN. In Zeiten wie diesen sind haarbefreite Menschen und hornbefreite Kühe die Normalität. (Haare und Hörner bestehen aus derselben Grundsubstanz – aus Keratin). Nicht nur unseren Frauen, auch zunehmend kommen uns Männern die Körperhaare abhanden. Dort wo es früher wucherte und büschelte, herrscht mittlerweile kahle Fadesse.

Es gibt aber noch Menschen mit Achselhaaren und Kühe mit Hörnern. Im Moment stehen sich zwei dieser Ausnahmelebewesen gegenüber.

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Der wiederholt von Baumgartner und Tippelt beschriebene Weg vom Ybbsbachamt mündet hier ein…

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…und führt an dieser liebevoll gestalteten Tränke vorbei.

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Endlich wird aus dem Ziehweg ein Steig,…

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…der nur kurze Zeit später seinen Geist aufgibt. Oder habe ich nicht aufgepasst und ihn verloren? Das ist in diesem Gelände kein großes Malheur, und ich steige einfach ohne ihn durch den Wald hoch, bis ich wieder die rotweißroten Markierungen finde.

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Der Pfad führt über eine kleine Wiese an diesem Sender vorbei.

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Endlich bin ich am Grat. Die Markierungen schwächeln, und auch der Weg ist mehr die Andeutung eines Steiges.

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Und schon ist der höchste Punkt erreicht. Obligatorisch und unverzichtet: Gipfelfoto Schwarzenberg (958 m).

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Nur selten sind zwischen den Buchen auch Tiefblicke möglich. Das große Bauernhaus unter mir könnte Mehlberg sein.

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Ab dem Schwarzenberg-Gipfel gewinnen die Markierungen deutlich an Farbe. Vermutlich wird der Weg häufiger von der TVN-Spitze zum höchsten Punkt zurückgelegt.

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Blick nach Gresten.

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Geschickt schlüpfen die Baumwurzeln unter die immerfeuchte Moosdecke.

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Ich erreiche nach kurzer Zeit diesen Felsen mit Kreuz. Die TVN-Spitze ist das eigentliche Ziel der Wanderer am Schwarzenberg.

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Ich kann ohne Schwierigkeiten zum Kreuz und dem Gipfelbuch hochklettern. Das Kreuz wurde von den Naturfreunden Gresten am 17. Juni 1973 errichtet. Sieben Jahre später ernagelten sie unterhalb des Felsens eine hölzerne Unterstandhütte.

Laut Gipfelbuch befinde ich mich ziemlich genau am 15. Längengrad – aber zu sehen ist er nicht. Wäre ich jetzt in Begleitung von Kindern, würden wir ihn gemeinsam suchen. Ich würde den Kindern erklären, dass ich nicht weiß, wie er aussieht. Dass er auch mein erster Längengrad ist. Vielleicht ähnelt er einem Breitengrad, würde ich sagen. Gewiss ist der Äquator dicker und somit leichter zu finden, würde ich behaupten.

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Aus Platzmangel bringe ich mich nicht ins Bild, und darum ist das jetzt mein obligatorisches und unverzichtbares Gipfelfoto (TVN-Spitze 948 m).

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Man soll vom Gipfel eine sehr umfassende Fernsicht genießen können, vom Ötscher bis zu den Haller Mauern. Sogar der Jauerling soll zu sehen sein. Zumindest den Ötscher kann ich bestätigen.

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Eine Gruppe Mountainbiker kommt an, und alle Biker erstürmen mit ihren Radlfahrschuhen klappernd den Gipfel.

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Gleich neben der Unterstandhütte entdecke ich diese Mostviertler Version des Foucaultschen Pendels. Mit diesem Pendel lässt sich aber mehr anfangen, als nur die Erdrotation nachweisen.

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Von einer Wiese habe ich reichhaltigere Aussichten als vom Gipfel. Großer Ötscher (1893 m) und Kleiner Ötscher (1552 m)

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Lunzer Scheiblingstein (1622 m) und Dürrenstein (1878 m).

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Am Weiterweg verstehe ich auch, warum so viele Mountainbiker zum Gipfel gelangen. Dieser Karrenweg dürfte der übliche Zugang zur TVN-Spitze sein.

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Über Ybbsitz ragt der Prochenberg (1123 m) sehr bestimmend auf. Gleich dahinter duckt sich der Maisberg (942 m). Meine Waidhofner Hausberge sind nicht mehr gut zu erkennen.

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Ich erreiche das Bauernhaus Angelsberg und somit auch wieder die asphaltierte Straße.

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Das in ihnen schlummernde Hochprozentige sieht man diesen Beiden gar nicht an. Der „Zwetschgene“ hängt noch in den Bäumen, und mit jedem Kältetag zuckert er sich ein wenig mehr auf.

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Ich bin mir unschlüssig, ob ich diese von mir gewählte Runde empfehlen soll. Der Aufstieg auf der Asphaltstraße, der sehr feuchte, schmutzige Ostanstieg auf den Kamm, und nicht zuletzt der Rückweg wieder über die Straße lassen mich zweifeln. Dagegen steht eine einfache Wanderung entlang der kultivierten Weiden und schöne Aussichten. Die Kammwanderung zur TVN-Spitze ist kurz, aber durch die im Spalier stehenden Buchen auch wieder abwechslungsreich. Also, im Zweifel doch eine Empfehlung.

Weil ich beim Sender und der Wiese oberhalb verabsäumt habe, ein Foto vom Goganz zu machen, fahre ich über Gresten nach Waidhofen und habe in der Abfahrt vom Schwarzenberg diesen Blick zum nahen Goganz (743 m).

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Im Anstieg ca. 400 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 6,9 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

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Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

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Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Baumgartner (1996): Wanderparadies Voralpen Zwischen Mostviertel und Mariazeller Bergland. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

Steffan/Tippelt (1977): Ybbstaler Alpen. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Tippelt (1995): Wanderführer Ybbstal & Ötscherland. Ennsthaler Verlag, Steyr.