Osttirol zweiter Tag: Wo im Himmel Blumen wachsen

Der zweite Therapietag findet nur wenige Gehminuten von unserem Quartier seinen Beginn. Mitten aus dem Ort führt eine Sesselbahn direkt zur Connyalm auf 2070 m. Diese Alm ist der Mittelpunkt eines kleinen Schigebietes in den Lienzer Dolomiten. Über eine steile Bergwaldrampe geht es im Zweiersessellift hinauf.   Auf diese Weise ersparen wir und 620 Waldhöhenmeter und zwei Stunden Austieg.

Blick auf das wunderbare Obertilliach…

…und den ebenso wunderbaren Talboden. Im Winter ziehen hier die Langläufer ihre Spuren, und im kommenden Winter findet sogar die Jugend- und Junioren Biathlon-Weltmeisterschaft in Obertilliach statt.

Das kleine Schigebiet wird offensichtlich sehr naturnah bewirtschaftet, denn gleich nach dem Liftausstieg blüht und gedeiht es, wie in unberührten Hochweiden.

Betonien Teufelskralle

Wir befinden uns im westlichen, niedrigeren Teil der Lienzer Dolomiten, und…

…der mächtigste Berg in unserer näheren Umgebung ist der Eggenkofel (2591 m).

Genau gegenüber der Connyalm befindet sich mit seinem runden flachen Rücken der Steinrastl (2184 m).

Der Große Kinigat (2689 m) ist im Karnischen Hauptkamm zu erkennen.

Die Porze (2599 m) hoch über dem Dorfertal. Der langgezogene grüne Rücken rechts im Bild beginnt im Vordergrund mit dem Zwiesel (2089 m) danach kommt der Hohe Bösring (2324 m) und der Heretkofel (2440 m). Links des Dorfertales kann ich das Spitzköfele (2314 m) und dahinter die Kesselhöhe (2375 m) erkennen.

Und noch viele andere besteigliche Berge stehen in der Landschaft herum.

Sehr rasch kommen wir in Sichtweite unseres ersten Gipfelzieles. Wir haben noch nicht entschieden, ob wir eine kleine Überschreitung westlich bis zum Dorfberg (2115 m) und den Kartitscher Sattel machen und mit dem Bus zurückkehren. Oder ob wir uns den Spitzenstein (2265 m) auch ohne Klettersteigset zutrauen sollen. Vielleicht ergibt sich ja auch noch eine andere, genussreiche Variante.

Oberhalb des kleinen Jochsees gibt es eine unbenannte Erhöhung mit 2261 m – die wenigen Meter zur Überschreitung muss ich einfach gehen.

Blick zum Jochsee und Golzentipp.

In unmittelbarer Nähe des Sees hat meine Frau dieses kleine Feuchtbiotop entdeckt.

Wie ein festlich mit Wimpeln und Fahnen geschmückter Hauptplatz einer kleinen Stadt, präsentiert sich dieser Wiesenabschnitt mit Alpenschnittlauch und Wollgras.

Berg-Pippau

Am samtenen Himmel schwimmen die Wolkenschiffe ebenso…

…wie ihre Spiegelbilder im See.

Über grüne Wiesen nähern wir uns dem Golzentipp.

Wie auf Federn so weich gehen wir weiter und beschließen, den Gipfel direkt zu besteigen und nicht auf den Normalweg zurückzugehen.

Niedriges Seifenkraut

Für uns, aus dem Osten Österreichs, ist üblicherweise der Dachstein mit seinem Gletscher ein oft und gern gesehener Orientierungspunkt. In diesen Landen ist dafür der Großglockner zuständig.

Der grüne Rücken findet links der Bildmitte mit dem Kofelspitz (2185 m) seine höchste Erhebung, bevor es zur Tamerlanhöhe (2376) und dem Eggenkofel weitergeht. Über die erstgenannten Erhöhungen führt auch der Gailtaler Höhenweg.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Golzentipp (2317 m).

Wir halten uns auf dem sehr gut besuchten Gipfel nicht weiter auf und gehen zum nächsten Gipfel ohne Markierung weiter. Wir haben uns gegen die Überschreitung und auch gegen den Klettersteig entschieden, weil wir diese Bergwanderung kurz entschlossen in eine Florale Exkursion umgedeutet haben.

In leichtem Auf und Ab gehen wir über den Kamm…

…zur weglosen, steil aufragenden Alplspitze. Ich bleibe nahe an den Felsabbrüchen…

…während Gabi einen großen Bogen über herrliche Wiesen, an unzähligen Blumen vorbei zum Gipfel zieht.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Alplspitze (2296 m).

Gegenüber sehen wir in die Südostseite des Spitzensteins (2265 m).

Das Gipfelkreuz des Spitzenstein ist auf der rechten Gratspitze zu erkennen. Für Klettersteiginteressierte habe ich hier stark gezoomt. Durch diese Wand vom grünen Sattel weg, muss der Steig führen.

Blick zurück zum Golzentipp und der ebenfalls überschrittenen Höhe über dem Jochsee. Wolkenschatten ziehen unablässig über die grüne Hochfläche.

An den Nordwestabbrüchen sieht man, dass Teile der Alplspitze ins Pustertal zur Drau „abwandern“.

Vorgelagert ragt der Breitenstein mit 2304 m auf.

Wo im Himmel Blumen wachsen.

Wo im Himmel Blumen wachsen…

Die Forststraße zwischen Spitzenstein und Golzentipp kommt von der Folmasalpe und ist in der Kompasskarte noch nicht eingezeichnet.

Wir queren den Hang jetzt unterhalb des Grates zum Golzentipp…

…blicken zur Alplspitze zurück…

…und finden viele neue Schätze…

…wie zum Beispiel den Blauen Sumpfstern…

…oder wie den Berg-Pippau.

Der Fetthennen-Steinbrech leuchtet in allen Farbnuancen, die ihm gegeben sind.

Scheuchzers Glockenblume

Wir fühlen uns wie in einem Baumwollfeld in den Südstaaten, aber ganz ohne den Blues zu bekommen.

Glückliche Wollgrasliebhaber.

Am Normalweg wandern wir zur Einkehr bei der Connyalm zurück.

So eine Wanderung bietet viele Eindrücke, ob es startende Paragleiter sind, oder Segelflieger im Aufwind…

…oder einfach nur goldene Gräser am Wegesrand…

…aber auch mächtige Wandabbrüche unter Wolkentürmen…

…bis zur schmackhaften Erbsensuppe bei der Connyalm.

Gabi entschließt sich zur knieschonenden Talfahrt mit dem Sessellift und ich gehe zu Fuß.

Auch im Abstieg habe ich für Blumen noch Zeit. Hier eine Flockenblume samt Besucher.

Und wenn keine Blumen in der Nähe sind, finde ich Schwammerl.

Ein feiner Waldsteig, welcher nur einmal den Sessellift kreuzt, führt ins Tal.

Der Talboden ist auch ganz aus der Nähe eine Augenweide.

Im Anstieg ca. 420 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 9,8 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

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Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Gasser (1979): Erlebnis Osttirol. Verlag Leopold Stocker, Graz.

Mair (1981): Osttiroler Wanderbuch. Tyrolia Verlag, Innsbruck.

Mair  (2010): Osttirol Süd. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.