Rax Heukuppe

Darf ich mich in Niederösterreich Bergwanderer nennen, ohne auf der Rax und auch nicht auf dem Hochschneeberg gewesen zu sein? Ich beschließe die Bergheimat Viktor Frankls zu besuchen und beginne mit einer Besteigung der Heukuppe über den Reißtalersteig im Aufstieg und den Altenberger Steig im Abstieg.

Zwei Stunden Anfahrt über Lunz a. See, Mariazell, Frein und Mürzsteg zeugen von meiner Entschlossenheit. Die Wetterprognose ist für den Südosten noch am sonnigsten, und Regen soll erst am Nachmittag eintreffen. Ich bin daher schon früh am Morgen unterwegs und werde mit diesem Anblick vom Erlaufsee belohnt.

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Zu dieser frühen Stunde, kann ich dem See beim Atmen zusehen. Nur ganz flach hebt sich seine Brust, und kein Wasservogel getraut sich, in diese Stille einzutauchen.

Ich parke mein Auto beim Alpengasthof Moassa und freue mich schon auf neue Eindrücke. Immer wieder lese ich Berichte über die Rax, und jetzt ist es wirklich an der Zeit, dass ich mir selber ein Bild mache.

Für diese Jahreszeit eher ungewöhlich, verbirgt sich das Tal unter einer dichten Nebeldecke.

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Auf schneefreien Steigen im Waldgelände steige ich rasch aufwärts.

Mein erster Blick auf die hellen Südwände der Rax. Ich habe aber keine Ahnung, wo der Reißtalersteig seinen Anfang nimmt. Hoffentlich nicht dort, wo sich die letzten Schneefelder befinden.

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Die vielen Wege auf und rund um die Rax benötigen eine aufwändige Beschilderung. Der Reißtalersteig ist hier aber noch nicht verzeichnet, weil der üblichere Zustieg anscheinend von der Preiner Gscheid erfolgt.

Der eigentliche Reißtalersteig kann aber nur ein kurzes Stück ausmachen, da der Höhenunterschied von meinem Standpunkt auf die Hochfläche nicht groß ist.

Ob Viktor Frankl auch diesen Weg beschritten hat? Als Kletterer wird er sicher oft die Raxmäuer durchstiegen haben.

Wie fast zu erwarten war, geht der Reißtalersteig durch die letzten Schneereste.

Der Schnee ist so weich, dass ich mir gute Tritte machen kann. Vom Schnee zum Fels zu kommen, ist die eigentliche Schwierigkeit.

Unter diesem Restschneefeld müsste sich der Steig befinden. Aber darunter kann ich nicht gehen, und über das Schneefeld will ich nicht, somit steige ich im Randbereich hoch. Tief fallen kann ich ja nicht.

Immer wieder gibt das Schneefeld einen Blick auf den Steig frei.

Im Rückblick schaut es doch einigermaßen steil aus – dies war mir im Aufstieg gar nicht so bewusst.

Ich kann mich nicht mehr allzu weit entfernt von den beiden Leitern befinden.

Ich rüttle fest an den Leitern, um deren Festigkeit zu prüfen. Nach so einem Winter traue ich den künstlichen Aufstiegshilfen nicht so ganz.

Von der Leiter Blick zurück zum überwundenen Schneefeld.

Ein weiterer Bergwanderer nähert sich der Einstiegsstelle.

Der Ausstieg aus der zweiten Leiter würde bei einer einer höheren Schneelage große Probleme bereiten. Da müsste man sich durch die Schneewechte graben. So kann ich mich zwischen Wechte und Abgrund vorbeischwindeln.

Beim Nagelschmid-Kreuz quere ich Richtung Wetterkogel aus dem Steig, da ich noch zum Raxkircherl und zum Karl-Ludwig-Haus will. Das Steigbuch befindet sich noch unter dem Schneefeld.

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Wunderbares Wandergelände breitet sich vor meinen Augen aus  – dabei ist das ja noch gar nicht die vielgepriesene Hochfläche.

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Das Karl-Ludwig-Haus und der Predigtstuhl im Hintergrund. Und falls es einem Raxkenner auffällt: keine Menschen!

Ich fühle mich fast so entspannt, wie diese Paarhufer am Weg.

Nachdem ich mich bis auf zehn Meter nähere, bequemen sie sich doch in die Höh‘.

Primeln bilden die blühende Vorhut auf dem Plateau.

Dieser Anblick hat schon etwas – vor allem für jemanden, der dies zum ersten Male sieht.

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Noch immer keine Menschen zu sehen, aber dafür viele Gämsen zwischen den kleinen Latscheninseln.

Das Raxkircherl ist leider noch verschlossen.

Ich genieße die Eindrücke auf der Hochfläche und setze mich für eine Schaupause in’s Gras.

Der Himmel beginnt sich ganz langsam zu bewölken. Somit gehe ich zur Heukuppe weiter, vorbei am Schneeloch.

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Vorbei an Firngleitern, die diesem herrlichen Schneefeld noch einen „letzten Ritt“ abringen.

Vorbei an Moospölstern.

Der blaue Himmel verschwindet immer mehr unter heranwehenden Wolkenfetzen. Es kommt Wind auf, und ich beschleunige meinen Schritt.

Die Rückschau lässt mich auch für die Vielen, die sich jährlich auf der Rax verirren, Verständnis finden. Ohne ein bisschen alpine Erfahrung und bei Nebel wird die Orientierung schwierig.

Hier sollte ich eigentlich die Schneealpe sehen können.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Heukuppe (2007 m).

Ich verzichte auf meine verdiente Gipfeljause, weil ich das Wettergeschehen nicht einschätzen kann und ich ja vor dem Abstieg auch noch das Gamseck besuchen will.

Gewittrig scheint es mir nicht zu sein, es wehen ständig Nebelfetzen über die Raxmäuer auf die Hochfläche.

Dann putzt eine stärkere Windböe so richtig aus. Der Ausblick weitet sich zur Schneealpe.

Sogleich schlagen die Wolken zurück, und wie ein Theatervorhang hängt sich eine schmutziggraue Wolke über die Rax.

An der Wegteilung angekommen, gehe ich noch die 250 m zum Gamseck weiter.

Auf dem kurzen Stück zum Gamseck haucht meine treue, fünf Jahre alte Canon Powershot 530, ihren Geist aus. Ich darf mir eine neue Kamera kaufen, aber irgendwie kommt noch keine Freude darüber auf. Alle weiteren Fotos dieser Beschreibung habe ich mit meiner Handykamera geknipst.

Gipfelfoto: Gamseck (1857m).

Der Altenberger Steig führt westlich auf die Rax. Ist einfach zu gehen, bietet aber tolle Ausblicke.

Ich bekomme hier ganz andere Eindrücke von der Rax, als am Reißtalersteig.

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Dies ist mein „gelungenstes“ Foto von der Schneealpe, ganz einfach deswegen, weil man sie sieht.

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Der vorgeschobene Gsolriegel (1442 m)

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Der Steig quert fast die ganze Westseite der Rax immer knapp unterhalb der Abbrüche. Zwischen Tal und Plateau findet er seine Berechtigung.

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Nach kurzer Zeit erreiche ich die Karreralm: ein Verkehrtsknotenpunkt mit dem Weiterweg zum Fuchslochsteig oder den 824er Weg zur Reißtalerhütte, mit allen damit verbundenen Möglichkeiten.

Zurück beim Moassa, beginnt es wie angekündigt zu regnen. Bei den Enten verbreitet dies schon Vorfreude auf einen feuchtfröhlichen Spätnachmittag.

Diese Wanderung auf die Rax hat mir besser gefallen, als ich erwartet habe. Wäre nicht der unsäglich lange Anfahrtsweg, würde ich sie bestimmt öfter besuchen. Den Ostteil der Rax (den ganzen niederösterreichischen Anteil an der Rax) werde ich aber trotzdem noch heimsuchen. Hier habe ich noch Ziele wie Predigtstuhl, Dreimarkstein u.a..

Im Anstieg ca. 900 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 11,8 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

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Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Auferbauer (2000): Bergtourenparadies Steiermark: Alle 2000er vom Dachstein bis zur Koralpe. Verlag Styria, Graz.

Mokrejs/Ostermayer (2009): Bergwander-Atlas Steiermark. Schall Verlag, Alland.

Szepfalusi/Kriz (2009): Bergerlebnis Schneeberg u. Rax. Styria Verlag, Graz.