Vom Falkertköpfl (2197 m) zur Moschelitzen (2310 m)

Eine riesenhafte Comic-Heidifigur steht am Abzweiger zur Heidialm. Almöhi, Ziegenpeter, Schwänli und Bärli – überhaupt schuftet das ganze Spyri Personal als schweizer Gastarbeiter auf der Heidialm in Kärnten. Vermutlich serviert in den Stoßzeiten Fräulein Rottenmeier die Heidiwürstel und Herr Sesemann schlichtet als Platzanweiser die Urlauberautos. So gruselig sich das anhört – es funktioniert offenbar.

Noch herrscht Morgenfrieden an diesem touristischen Kulminationspukt in Kärnten. Wir gehören zu den early birds und werden dafür mit ausreichend Parkfläche belohnt.

Falkert001

Die touristische Infrastruktur ist nicht aufdringlich. Der Blick über den See zum Rodresnock (2310 m) gefällt uns schon einmal ausnehmend gut.

Falkert004

Wir wandern das Seeufer entlang und kommen an einem Kinderklettersteig vorbei. Hier tut sich schon einiges. Denn am See gibt es auch ein Heidi-Hotel, und diesem dürften vorfrühstücklich Hotelgastkinder entkommen sein.

Falkert007

Heute soll der heißeste und wolkenloseste und blaueste Himmel Tag dieses Wochenendes sein. Ursprünglich zum Baden gedacht, ist uns das Wandern jetzt doch lieber. Vom See steigen wir Richtung Himmel in ein blass gefiedertes Blau.

Falkert009

Falkert012

Für die meisten Urlauber dienen die Liftstützen als Orientierungspunkte, und diese entlang wandern sie am kürzesten Weg zum Falkert. Wir machen einen kleinen Umweg, weil wir zuvor noch zur Hundsfeldscharte wollen. So oder so wandert man über einen Schihang. Auch ohne optische Liftstützenunterstützung gelangen wir…

Falkert016

…zur Hundsfeldscharte und weiter noch, die wenigen Meter weglos, aufs Falkertköpfl (2197 m).

Falkert018

Im Westen können wir die Nockalmstraße mit der Glockenhütte erkennen.

Falkert170

Die Ostseite ist der soeben erwanderte Skihang in diesem Flachen-Suppenteller-Schigebiet.

Falkert022

Mächtig ragt unser gestriges Gipfelziel auf. Der Rinsennock (2334 m).

Falkert171

Weniger poetisch zeigt sich der ausgewaschene, breite Weg samt Liftstützen zum Falkertgipfel.

Falkert025

Der bewaldete Rücken im Vordergrund reicht zum Oswaldeck (1863 m), dahinter ist der schattige Rücken der Brunnachhöhe zu sehen und wieder dahinter der Große Rosennock (2440 m). Gleich daneben ist der Kleine Rosennock (2361 m) mit dem Predigerstuhl (2170 m) und der Zunderwand zu sehen.

Falkert027

Der Weg vom Klomnock (2331 m) zum Steinnock (2197 m). Herrliches Schitourengelände, denk‘ ich mir.

Falkert028

Zumindest hier, auf zweitausend Meter Seehöhe, herrscht kein Badewetter. Der Wind verbläst jedes Wärmegefühl in die Weiten der Nockberge. Wir halten uns am massenmagnetisch wirksamen Gipfel des Falkerts nicht lange auf. Nur für dieses obligatorische und unverzichtbare Gipfelfoto ist es uns gelungen, ein nur-wir-beide-Foto  mit Gipfelkreuz zu fabrizieren.

Falkert030

Da hinüber wollen wir. Ganz menschenlos sieht der Weg zum höheren Rodresnock (2310 m) aus.

Falkert034

Falkert035

Wir nehmen den kurzen, steilen Abstieg in die Falkertscharte. Wir steigen über kleine Felsstufen, vorbei an dankbar wartenden, heftig schnaufenden Gipfelwilligen.

Falkert173

Immer im Blickfeld die Falkertscharte mit ihrem Zustiegsweg vom Falkertsee.

Falkert036

Falkert176

Gabi beschleunigt ihre Schritte, denn nur Bewegung wärmt wirklich.

Falkert051

Und schlagartig vereinsamen wir, sobald wir uns im Anstieg auf die Moschelitzen befinden. Der Falkert testet im Mittagslicht seine Grüntöne. Irgendwo im rechten Bildteil führt ein einfacher Klettersteig durch seine Südseite.

Falkert059

Falkert061

Dieser Anblick macht auch aus mir einen Wolkenwertschätzer. Die weißen Gewänder der Engel bauschen sich über unseren Köpfen und dem Gipfel.

Falkert065

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Rodresnock (2310 m).

Falkert073

Die Faserschmeichler unter den Männern kaufen Schnittblumen und bringen sie ihren Frauen nach Hause. Ich bin eher ein Vollwaschmittel und biete das ganze Programm: ich bringe meine Frau zu den Blumen – wie zu diesem Gipfelikebana zum Beispiel.

Falkert184

Wir durchbrechen die übliche Gipfelbierroutine. Aber was ist nur aus uns Cola-Rot trinkenden Jugendlichen geworden? Cola-ohne-Zucker, Cola-Nada, Cola-Nix, Cola-mit-gar-nix trinken wir jetzt! Das Älterwerden hat viele Gesichter. Eines davon ist das einer hartherzigen Gesundheitsdomina, die nicht viele Spompanadeln erlaubt.

Falkert181

Wie ein Chamäleon testet der Falkert weiter alle seine Grüntonmöglichkeiten.

Falkert071

Bad Kleinkirchheim ist schon sehr nahe und wäre auch leicht zu Fuß zu erreichen. Hier der Blick zu den Schipisten oberhalb von Bad Kleinkirchheim und dem Wöllaner Nock (2145 m).

Falkert066

Eigentlich wollten wir den markierten Gratweg über dem Bärental zum Falkertsee absteigen. Jetzt sehe ich aber, gar nicht weit weg, den Schwarzkofel wie eine Brustwarze aufragen. Die Nockberge sind groß, aber nicht zu groß. Immer hat man den Wunsch weiterzugehen, und das tun wir jetzt auch.

Falkert067

Diese Bilder verraten ein Kleinwenig von der Faszination des Nockenwanderns. Über die Moschelitzen schlendern wir an …

Falkert185

…friedlichen, feschen Nockenkühen und…

Falkert080

…Nockenpilzen vorbei,…

Falkert083

…immer dem Himmel nahe…

Falkert081

…zum Brustwarzengipfel…

Falkert085

…des Schwarzkofels. Und erleben ein Nippelgate der besonderen Art. Denn das ist gar nicht der Schwarzkofel!

Falkert086

Dieser befindet sich weiter unten – das gelingt nur wenigen Gipfeln auf dieser Welt.

Falkert088

Also steigen wir ab und finden ein besonders schönes Gipfelensemble vor.

Falkert089

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelkreuzfoto Schwarzkofel (2168 m).

Falkert090

Für seine tatsächliche Höhe dürfen noch Vorschläge eingebracht werden. Die Kartographen haben ihm 2168 Meter zugedacht. Weitere Gebote finden sich im Gipfelbuch.

Falkert093

Falkert096

Auf dem Rücken wandern wir jetzt nicht mehr zurück. Weglos queren wir den riesigen Osthang der Moschelitzen.

Falkert104

Falkert106

Gabi geht vor und leitet uns geschickt über die steilsten Passagen, hoch über lawinenzerstörten Stallbauten im Bärental.

Falkert107

Ich hatte usrpünglich Zweifel an dieser Variante und muss mich jetzt mit ihrem Besserwissergrinsen einfach abfinden.

Falkert108

Weiter wandern wir an einem Murmeltierbau vorbei…

Falkert113

…über die unglaublichsten Moospölster…

Falkert115

…bis zu hunderten, allerschönsten Bergwurzen kurz vorm Grataufschwung.

Falkert120

Der Rückweg im steilen Gelände ist uns leichter vom Fuß gegangen, als gedacht.

Falkert121

Wieder bei der Markierung angelangt, geht es den Gratrücken hinab.

Falkert122

Schön langsam kommen uns auch Hungergefühle. Als Aperitif verzehren wir einen Müsliriegel und diese gschmackige Augenjause im Vorbeigehen.

Falkert124

Das mit dem heißen Badetag dürfte aus dem Nachrichtenticker der Kärntenwerbung gemeldet worden sein.

Falkert127

Der Abstieg zum Falkertsee ist eine steile, steinige und mitunter auch feuchte Angelegenheit.

Falkert132

Falkert133

Bevor wir ganz am Seeufer ankommen, wandern wir an dieser Kuhskulptur vorbei. Völlig unbewegt mit Hohlkreuz und wiederkäuend…

Falkert145

…hat sie doppelbäuchig (ein sogenannter Ost-West-Bauch) für unsere sportlichen Bemühungen nur ein mildes Lächeln über.

Falkert147

Auf der Heidi Alm wird echte Volksmusik gespielt,…

Falkert148

…der See blinkt,…

Falkert153

…und in seiner Chill-out-Zone geht es uns so richtig gut.

Falkert150

Wir freuen uns, dass wir dem Heidiland ein paar touristisch unbenutzte Wanderkilometer abzwicken konnten und unsere Nocksucht (Buchenauer) noch zukünftiger Behandlungen bedarf. Therapie wird fortgesetzt.

Im Anstieg ca. 695 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 9,2 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region Nockberge (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

Falkert158

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Buchenauer (1977): Sanfte Kuppen, Schroffe Berge. Leykam Verlag, Graz.

Buck (1997): Die Nockberge Natur und Kultur. Verlag Carinthia.

Katschner (1989): Erlebnis Nockberge: Eines der schönsten Wandergebiete Kärntens. Leopold Stocker Verlag, Graz.

Lehofer (2003): Nockberge, Nationalpark und Gurktaler Alpen. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.