Mein Weg zu den heimatlichen Bergen führt fast immer an Altenmarkt vorbei. Und immer fällt mit der langgezogene bewaldete Bergrücken ins Auge, und jedes Mal nehme ich mir seine Besteigung vor. Allein schon seine schiere Masse, er reicht bis St. Gallen und östlich ist Landl auch nicht mehr weit, machen ihn zu einem bewaldeten Riesen. Auch weil ich nirgends die Beschreibung einer Besteigung finde, reizt mich dieser Holz-Gigant um so mehr.
Kurt Marti hat das einmal auf den sprachlichen Punkt gebracht:
„Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um einmal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.“
Nach der Brücke über die Enns, zwischen Altenmarkt und Weißenbach, fahre ich in Richtung Bahnhof Weißenbach, und bevor die Straße noch unter der Brücke durchschlüpft, rechts weg. Nach zirka fünfhundert Metern parke ich mein Auto dort, wo der beschilderte Weg zur Leitner Almstub’n einmündet.
Ich beginne spät mit meiner Wanderung. Die Asphaltstraße ist bereits warm und voller Insekten.
Ein angenehmer, sonniger Oktobertag nimmt seinen Anfang.
Nach ungefähr 1500 Metern wechsle ich auf die Forststraße in Richtung Wolfsbachau.
Bald schon habe ich ungewohnte Ausblicke auf gut bekannte und schon besuchte Berge. Unterm Hainbachstein ( 814 m) sind die weißen Werkgebäude des GF Casting Solutions Werks zu erkennen.
Schnell erreiche ich den ersten Sender. Und hier betrete ich den Bergrücken.
Wegspuren gibt es keine, das helle Holz der jungen Buchen samt ihrer Wuchsdichte lässt mich unwillkürlich an Rattanmöbel denken.
Nach den jungen Buchen verwächst es sich immer mehr.
Ziemlich zerkratzt gelange ich zum zweiten Sender. Da hoffe ich jetzt auf Steigspuren, wie sie in alten Karten noch eingezeichnet sind.
Davon kann jedoch keine Rede sein. Ganz im Gegenteil. Immer verwachsener und verwilderter wird es mit jedem Schritt.
Das macht mich jetzt zum Opportunisten, und ich weiche auf die fast nebenbei verlaufende Forststraße aus. Die ist neu und wie ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, führt sie bis auf den Gipfel.
Der Berg weist nicht nur eine reiche Vegetation auf, sondern auch eine ungewöhnliche Senderdichte.
Hie und da wird mir ein Ausblick gewährt.
Ich erhalte einfach keine annehmbare Einladung, die Forststraße wieder zu verlassen.
So bleibe ich auf der Straße, und so schlecht gefällt es mir hier gar nicht.
Die Möglichkeiten ins Land zu schauen häufen sich.
Zwischen den Bäumen himmelt es bereits durch. Der Gipfel kann jetzt nicht mehr weit sein.
Ich erreiche das Gipfelplateau. Dort wird gefällt. Die Henker der Bäume haben sich ganz schön ins Zeug gelegt.
Ich steige die letzten Meter durch die Rodung und über zurückgelassenes Baumgebein auf.
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Haidach (1096 m).
Aus dieser Richtung dringt Lärm zu mir. Es ist laut. Die Motorsägen geben her, was sie drinn‘ haben. Sie klingen wie Rasenmäher, Moped und Laubbläser in einem.
Ich suche mir ein sitzbares Platzerl. Von meinem Rastplatz gibt es auch ein Foto von mir. Mit nacktem Oberkörper – vollfleischig.
In einem Eitelkeitsanfall beim Verfassen dieses Tourenberichtes habe ich dieses Foto meiner glücklichen, jedoch auch ästhetischen Disziplinlosigkeit gelöscht und durch dieses Symbolfoto ersetzt:
Später suche ich mir einen baumfreien Ausblick und mache diese diesigen Bilder.
Den Rückweg bleibe ich auf der Forststraße – bis zu diesem Forststraßenannäherungspunkt. Hier wechsle ich zum Sträßchen Richtung Almstub’n. Auf der Karte sieht diese Stelle (Bildmitte) so aus:
Und in echt so:
Weiter wandere ich gemütlich bergab.
Dass für mich der Herbst der Pyromane unter den Jahreszeiten ist, habe ich irgendwo schon einmal geschrieben.
Dieser gezimmerte Aussichtspunkt überrascht mich jetzt.
Eine Aussichtswarte. Die hat sogar ein Gästebuch und garantiert …
… viel Aussicht.
Auch irgendwie interessant: der Kleine Looskogel ist höher als der Große Looskogel. Die Wanderung auf den unscheinbaren Zinödlberg hat mir großes Vergnügen bereitet: Eins-a-Aussichtsberg im Ennstal – der Zinödlberg (1294 m).
Wenn ich diese Wanderung jetzt rückbetrachte, muss ich gestehen, dass Forststraßen auch große Möglichmacher sein können.
Ich erreiche die geschlossene Leitner Almstub’n. Aktuell findet sich (2024) kein Hinweis, ob hier noch bewirtet wird – ich glaub’s aber nicht.
Die letzten Meter zurück zum Auto sind dann noch eine verwachsene Angelegenheit.
Der Gipfel ist vermutlich nicht wichtig, aber man kann ihn doch nicht so unbestiegen liegen lassen. Denn dann schreit er, jedes Mal wenn ich vorbeifahre.
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Ennstaler Alpen (Auswahl):
- Almmauer
Almmauer (1764m) - Eins-a-Aussichtsberg im Ennstal – der Zinödlberg (1294 m)
Zinödlberg (1294m) - Gesäuseeingang die Zweite: Haindlmauer (1435 m)
Haindlmauer (1435m) - Großer Buchstein
Großer Buchstein (2224m) - Heißhütte und Heißzinödl
Hochzinödl (2191m)
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Die Bildbeschriftung erfolgte mit:
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Ⓒ Christian Dellwo.
Meine Quellen:
keine