G wie gewittrig oder G wie genussvoll oder einfach G wie Gumpeneck (2226 m)

Das Gumpeneck erhebt sich aus einer wunderbaren Almlandschaft, es ist ein in sich ruhender, formschöner Grasberg. Mehr wegen seiner Form als wegen seiner Höhe ist es bereits von Weitem gut sichtbar. Gabi wünscht sich die Besteigung schon lange und Ria wünscht sich, was sich Gabi wünscht.  Folglich zwei unüberbietbar gute Gründe, diesen Berg zu besteigen. 

Vom kleinen, ausgeschilderten Parkplatz vorm Bauernhaus Koller (1100 m) ziehen wir los.

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Bald einmal begleitet uns das laute Lamentieren dieser nur halb entwickelten schwarzen Schafe. Trotz unseres intensiv-kollektiven Nachdenkens, will uns der Name dieser Schafrasse nicht einfallen.

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Nur wer sehr genau dieses Bild mit dem folgenden Cartoon vergleicht, wird die entscheidende, hufgroße Parallele erkennen.

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© Monsieur Peter – Die Sonnleitners zu Besuch am Gumpeneck.

Kühe

© Gary Larson – Die Holsteins zu Besuch im Grand Canyon

G wie Grüß Gott.

Wir gelangen zum steilen, durch Wald und Wiesen führenden Almaufstieg. Kühe, Ziegen, Schafe, Bauern und Gott grüßen: Eine echte Almwanderung erwartet uns.

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Von der Adambauer Hütte (1430 m) ist es nicht weit bis…

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… zur Schönwetterhütte. Namensecht scheinwerfern ein paar Sonnenstrahlen auf diese private, in 1442 m Seehöhe befindliche Hütte. Hier gibt es auch die letzte Möglichkeit, (wir verabsäumen das leider) ein Begleitbüchlein zum Geologischen Themenpfad zu erwerben.

„Der Themenweg führt rund um das Gumpenkar am Fuße des Gumpenecks im Naturpark Sölktäler und bietet ein einmaliges Panorama und beeindruckende Blicke auf die Niederen Tauern sowie die nördlichen Kalkalpen. Die geologische Entwicklung der Region wird mittels eines Begleitbüchleins vermittelt und anhand der umgebenden Berge anschaulich erklärt.“ (Zeitreise durch die Sölktäler)

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Wir wandern an der Schönwetterhütte vorbei und steigen die nächste Geländestufe hoch.

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G wie G-Moll.

Endlich ist ein erster Blick auf unser Bergziel möglich. Den langgezogenen Kamm wollen wir bis zum Gipfel hochwandern. G-Moll ist die Stimmung über dem Gumpeneck. Vielleicht wird ja noch eine G-Dur daraus, hoffen wir und gehen weiter. Die vielgerühmte Wachlinger-Hütte (1492 m) lassen wir rechts liegen.

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Immer wieder gelingt es einzelnen, schmalen Glitzerfingern das graue Gewölk zu durchdringen (G-Dur). Sofort lächelt die Landschaft und der Almrausch strahlt.

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Oberhalb der Schlein-Hütte (1670 m) gabelt sich der Weg.

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Wie ein Hufeisen formt sich das Gumpeneck mit seinen Graten um das Gumpenkar. Entweder wandert man geradeaus hinein, ins wunderbare Gumpenkar, oder…

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…man zieht rechts zum langen Gratarm mit dem Blockfeldspitz. Wir werden von einem Pärchen überholt, das mit riesengroßen Rucksäcken ins Gumpenkar eilt. Was ist denn nur in diesen Rucksäcken, rätseln wir neugierig. Später entdeckt sich der Inhalt auch für uns noch. Wir folgen ihnen nicht ins Kar, sondern gehen zum Grat. Vielleich gelingt es uns ja, das ganze Hufeisen zu überschreiten.

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Auch wenn die Sonne nicht scheint, ist es brütend heiß.

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Der erste Tiefblick vom Grat ins grün-grüne Gumpenkar. In dunklen Lacken spiegeln sich Bäume und Wolken.

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Hier lehnt Ria an so einem Markierungszeichen des Geologischen Themenweges. Jetzt bräuchte es dieses Büchlein, um die Aussicht geologisch deuten zu können…

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…und ein Blumenbestimmungsbuch fehlt auch.

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Am Grat angekommen, ist es nicht weit zum Salzleck (1783 m). Der Boden ist unangenehm sumpfig-wässrig. Im tieffeuchten Boden versinken meine Schuhe knöcheltief.

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Die Bewölkung verstärkt sich und versteckt das Gumpeneck immer wieder (G-Moll). So leicht lassen wir uns aber vom Weitergehen nicht abhalten, denn…

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…wir haben es am Grat noch sonnig und sorgenfrei.

Hier versuchen Gabi und Ria dem Gamperlstein (Teufelstein) auszuhorchen. Der hat bestimmt viel gesehen – denn: „Nichts ist ewig – aber Steine sind nah dran“ (Elaine Ling).

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Diese Gratwanderung ist in ihrer Einfachheit wunderschön. Vor uns der Gipfel, östlich das tiefgrüne Gumpenkar und westlich die Sölkpass Straße mit den Marmorsteinbrüchen (Sölker Marmor).

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Wir gelangen zum Blockfeldspitz (1929 m) und übergehen ihn, sozusagen. Trotzdem gibt es dieses obligatorische und unverzichtbare Gipfelfoto samt unaufmerksamer Besteiger.

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G wie Gratwanderung.

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Der Blick übers Gumpenkar bis zum Schönwetterberg (1672 m). In der Bildmitte ist der Schrettenkarspitz (1852 m) zu sehen.

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Der letzte steile Anstieg führt durch knöchelhohes bzw. kniehohes Gras. Das hängt letztlich von der individuellen Kniehöhe ab.

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Jetzt können wir auch den Inhalt der Rucksäcke vom Überholerpärchen sehen. Die beiden starten mit ihren Gleitschirmen vom Gipfel.

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Die Schafe am Gumpeneck beweisen, dass Politikern oftmals der ganzheitliche Blick im Leben fehlt. Helmut Kohls Devise: „Entscheidend ist, was hinten raus kommt“ wird besonders rund ums Gipfelkreuz geruchlich relativiert.

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Der wunderschöne, von uns überschrittene Kamm im Rückblick…

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…und das Gipfelkreuz in der Vorschau. In wenigen Minuten stehen wir auf einem imposanten, weithin sichtbaren Tauerngipfel:

„Das Gumpeneck blickt auch als einziger Berg zwischen Grimming und Kamm über den Pass Stein, so dass sogar die Bewohner des steirischen Salzkammerguts in die Tauern schauen können, ohne einen höheren Gipfel zu erklimmen“ (Alois Pürcher).

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G wie Gipfel.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Gumpeneck (2226 m).

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G wie g’schmust und g’wischt am Gumpeneck.

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G wie großes Gipfelgrinsen (Gebissherzeigen) am Gumpeneck.

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Hastig verspeisen wir unsere Zweikomponenten-Jause (Semmel mit Wurst bzw. Weckerl mit Käse), denn das Gipfelglück ist manchmal eine kühle Angelegenheit. Es kommt Wind auf. Für wenige Fotos ist aber noch genug Zeit.

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In der Bildmitte ist der Kühofenspitz (2145 m) zu sehen. Dieser Kamm zieht weiter bis zum Lämmertörl (1920 m) oder der Mößnascharte. Von der Mößnascharte bin ich im Vorjahr, nach meiner Bärneckbesteigung (2071 m), über die wunderbaren Schusterböden abgestiegen.

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Noch leuchtet der  „Hufeisenüberschreitungsweiterweg“ in der Sonne. Er beginnt mit einem kurzen Abstieg und einem Aufstieg (ca. 80 Hm) auf den Zinken (2042 m). Den habe ich im Juli 2006 bereits einmal besucht. Wenige Bilder von dieser Wanderung hefte ich als Epilog an diesen Blogeintrag.

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G wie Gezänk.

Im Westen kommt es jetzt zu einem lautstarken Streit. Wie unglücklich verheiratete Ehepaare streiten Wolken mit Bergen. Einzelne schlimme Worte blitzen auf und werden mit Donnerbrüllen beantwortet. Ehekrach in den Niederen Tauern.

Augen- und Ohrenzeugen dieses Streits zu sein, bereitet uns großes Unbehagen. Dazu kommt noch, dass diese blitztrunkenen und streitsüchtigen Wolken immer näher kommen. Es ist Zeit, die Flucht zu ergreifen.

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Unser kollektives Harmoniebedürfnis (Gewitterhasenherzigkeit) behält die Oberhand, und wir beschließen den kürzeren Abstieg ins Gumpenkar. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellt.

Über das Gumpenkar schreibt L. Buchenauer „Der Osthang des Berges mitten im Kristallin besteht aus Kalkgestein und ist von Dolinen durchsetzt, in manchen steht dunkles Wasser – es sind die Gumpen, nach denen der Berg benannt ist.“

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Ein Königreich für ein Spinnrad – die Schafwollsöckel befinden sich noch etwas ungeordnet am Stahlseil des Kreuzes.

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G wie  Grausen.

Jetzt wird es richtig unangenehm. Gewitterblöde Mücken stürzen sich auf uns. Sie verwuseln sich auf unseren Armen…

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… in Nasen, Augen und Haaren.

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Gabi atmet sogar Mücken und Ria wird in ihrem schwarzen Kampfanzug…

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…zur Mücken-Ninja. Allerdings verschluckt sie mit jedem Kampfschrei mehr Mücken, als sie mit der Handkante trifft.

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Rasch steigen wir ab. Wenige Meter neben dem markierten Weg erreichen wir unser erstes Abstiegsziel, diesen See ohne Namen. Noch hält das Wetter, und wir kosten jede Minute aus.

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G wie Glück.

Aber wie sich herausstellt, ist das mehr als ein See.

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Verschwendungssüchtig wie eine Königin…

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…zeigt uns das Gumpeneck…

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…seine…

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…Schatzkammer.

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Gabi testet die Pusteblumenähnlichkeit der Wollgräser. Sie verbläst mit ganzer Lunge (vier Liter Luft) stoßartig ausgebracht, einzelne Wollgräser, die nach wenigen Zentimetern völlig flugunwillig zu Boden sinken.

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Ria entdeckt diese ungefährlichen Tauernkrokodile und versucht, sie mit Mückenresten aus ihren Haaren und Zähnen zu füttern.

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Unter silberlichtglänzenden Schatzkammerwänden…

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…schreiben Flechten weithin sichtbare Geheimzeichen auf den Fels.

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Dieser kleine See verströmt einen sanften Zauber und wird uns zum eigentlichen Gipfel dieser Wanderung. Lange verweilen wir an seinen stillen Ufern.

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G wie Gnade.

Und das Wetter mag uns, glücklicherweise, denn…

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…für den Rückweg brauchen wir länger, als für den Aufstieg.

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G wie Galerie.

Wie Skulpturen und Bilder in einer Ausstellung fordern und beschwören interessante Steine,…

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…Blumenstatuetten,…

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…Gedenkorte…

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…und schwarzäugige, geheimnisvolle Gumpen…

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…unsere Beachtung.

Weil wir großzügig und nicht neidig sind, erhalten alle, wirklich alle, bewundernde Wort- und Blickspenden von uns.

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G wie goodbye.

Buchenauer übertitelt diese Wanderung mit: „Im Lieblingstal des steirischen Prinzen.“ Das ist schon eine ganz gute Zusammenfassung dieser Wanderung, finde ich.

Wir haben gelacht, Gabis neuen Rucksack bewundert, Blaubeeren genascht, viel geschwitzt und noch mehr gestaunt. Und ich habe wie immer bei meinen Blogeinträgen versucht, ehrlich zu sein, aber in Maßen.

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Im Anstieg ca. 1095 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 13,1 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region Donnersbacher Tauern (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

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Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

„Ich habe versucht ehrlich zu sein, aber in Maßen“ habe ich mir von Helmut Kohl ausgeborgt. Dieses Zitat ist einfach großartig, ich liebe es.

Auferbauer (2000): Bergtourenparadies Steiermark: Alle 2000er vom Dachstein bis zur Koralpe. Verlag Styria, Graz.

Auferbauer(2014): Niedere Tauern Ost mit Murauer Bergen und Turracher Höhe. Wanderführer. Bergverlag Rother, München.

Buchenauer(1975): Verliebt in die Heimat. Leykam Verlag, Graz.

Buchenauer (1987): Höhenwege in den Niederen Tauern. Verlag Bruckmann, München.

Frischenschlager et al. (1996): Ennstal – Vom Dachstein bis zum Gesäuse. Wanderführer, Leopold Stocker Verlag, Graz.

Holl (2005): Niedere Tauern. AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Hödl (2008): Bergerlebnis Wölzer, Rottenmanner, Triebener Tauern und Seckauer Alpen. Steirische Verlagsgesellschaft, Graz.

Mokrejs/Ostermayer (2009): Bergwander-Atlas Steiermark. Schall Verlag, Alland.

Pürcher (2000): Erlebnis Ennstal, Schladminger Tauern, die schönsten Wanderungen und Bergtouren. Verlag Styria, Graz.

Raffalt (2008): Steirische Almen: 88 genussvolle Alm- u. Hüttenwanderungen. Verlag Styria, Graz.

Senft (1999): Wandern entlang von Enns und Steyr. Verlag Leopold Stocker, Graz.

EPILOG

Am 14.7.2006 war ich schon einmal hier.

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Die Wettersituation war sehr ähnlich, nur…

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…der Almrausch stand noch in voller Blüte.

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Das Salzleck habe ich nicht besucht.

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Auch damals blieben die Wolken rund um den Knallstein hängen.

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Nicht nur mein Denken, auch mein Antlitz hat sich in den Jahren verändert.

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Für Schafe war auch damals schon der Gipfel eine herrliche Aussichtstoilette.

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Der Weiterweg zum Zinken…

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…und bis zum Schönwetterberg. So weit bin ich aber nicht gewandert. Ich habe auch den Schrettenkarspitz (1852 m) nicht bestiegen.

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Diese felsigen ca. 80 Höhenmeter auf den Zinken müssen unschwierig „erklettert“ werden.

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Vom Zinkengipfel (2042 m) aufs Gumpeneck geschaut. Der Zinken heißt in alten Karten auch noch Zinkenhörtspitze.

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Der Weiterweg führte mich durch Almrauschfelder und…

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…gut ausgeschnittene Latschengassen.

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Ein Blick zurück auf den Zinken und das Gumpeneck.

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Blick an Stoderzinken (2048 m) und Kammspitz (2139 m) vorbei, zum Dachstein. An meinen Abstieg zu den Almhütten kann ich mich nicht mehr erinnern. Es muss allerdings einen Weg bzw. Wegspuren noch vorm Schönwetterberg gegeben haben, weil ich damals nicht weglos wanderte.

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FIN