Die Berge im Süden Niederösterreichs sind ein wunder Punkt in meiner Berghistografie. Irgendwie nur ums Eck mit dem Auto zu erreichen, nicht sehr hoch und zumeist viele andere Wanderer. Schön sind sie aber, diese Berggestalten, und so ist es wieder an der Zeit, einen dieser Niederösterreicher zu besuchen. Wir fahren nach Mariazell, übers Gscheid bis zum Zögernitz.
Diese Beschreibung entsteht zwei Jahre nach der erlebten Tour. Somit sind manche Ereignisse in Vergessenheit geraten, dies ist aber nicht mir, sondern einzig meinem Gedächtnis anzurechnen.
Die Wetterprognose ist freundlich, aber dabei nicht überschwänglich. Reinhard hat den Gippel schon einmal von der Südseite besucht. Auch eine Überschreitung zum Göller hat er schon in seinem Tourenbuch stehen, aber der heute gewählte Zugang samt Bergrettungssteig und Gippelmauer ist ebenfalls Neuland für ihn.
Wir wandern am Treibsteig. Es zieht sich ein wenig, bis wir endlich einen riesigen Waldschlag (Borkenkäferplage) durchsteigen, und zum Schluss schlängelt sich der Steig geschickt an die Felsen gelehnt hoch.
Das Wetter hat sich entschieden, sich nicht zu entscheiden.
Bestimmt findet sich in jedem Tourenbuch ein Foto dieses Postkastens am Gippeltörl (ca.1530 m). Mittlerweile gehören diese Postkästen, nicht nur im Stadtbild meiner Heimatgemeinde, zu raren, gelben Blickfängen.
Wir wollten unterhalb des Gipfelgrates auf einem Steig queren, um über den Bergrettungssteig auf den Gipfel zu klettern. Aber bevor wir auch nur nach dem Steig Ausschau halten, sind wir schon am Gipfelgrat und beschließen, den Bergrettungssteig im Abstieg zu gehen.
Fast am Gipfel, kann ich schon die Gippelmauer, dahinter den Schwarzauer Gippel (1605 m) und rechts davon, nur durch den Wiesensattel des Ochsenbodens getrennt, den Perschkogel (1613 m) erkennen.
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Gippel (1669 m).
Wir treffen nicht allzuviele andere Wanderer. Im Latschengelände unterhalb stürzt ein schon etwas betagterer Bergkollege. Wir machen uns Sorgen, aber er lehnt jede Unterstützung brüsk ab. Wir haben ihn, der bereits den langen Anmarsch vom Göller hierher in den Beinen hat, gekränkt. Er darf erschöpft aussehen.
Da ich diesen Tourenbericht erst zwei Jahre später schreibe und mir die Berge im südlichen Niederösterreich nicht so vertraut sind, kann ich nicht jedes Bild mit Sicherheit benennen. Hier müsste der Göller zu sehen sein (1766 m).
St. Aegyd am Neuwald?
Direkt vom Gipfel steigen wir in Richtung Gamsmauer über den 2008 installierten Bergrettungssteig ab.
Die geschichteten, grüngebänderten Felsen gleichen einer versteinerten Brandungswelle.
Das Waldgebiet wird von den hellen Felsfluchten des Gippels überragt. Wir suchen uns den Weg durch ansehnliche Abbrüche und finden auch, wo es erforderlich ist, Seilsicherungen vor.
Im unteren Bildteil dieses schlechten Fotos kann man eine dieser Sicherungen erkennen.
Rückblick auf die höchste Brandungswelle – den Gipfelaufbau.
Den Beginn des Bergrettungssteiges in Form einer großen gelben Tafel mit Eckdaten des Anstieges (Länge 960 m, Höhenmeter 190, errichtet 2008 samt Wegverlauf) finden wir nicht und sind auch der Meinung, dass der Einstieg von dieser Seite nur schwer zu finden ist. Später stellt sich heraus, dass ein Rückbau stattgefunden hat und die Tafel nicht mehr steht.
Zurück zum Gippel-Törl gehen wir den südlich verlaufenden, unübersehbaren Majewski- Steig. Wir müssen wieder 200 Höhenmeter im Aufstieg überwinden, finden dies aber kurzweilig, weil wir in meiner Erinnerung ziemlich großen Spaß haben.
In diese Richtung wollen wir weiter zu Gippelmauer und Schwarzauer Gippel (1605 m).
Es hat Steine geregnet.
Wir stören eine ausgewachsene Kreuzotter, in vielen Brauntönen wunderbar gezeichnet, beim Sonnenbad.
Wenn ich mich richtig erinnere, ist das der Schwarzauer Gippel (1605 m). Die Überschreitung der Gippelmauer ist völlig unschwierig, und der Pfad führt geschickt über den Grat. Die Überschreitung ist sehr kurzweilig und hätte noch länger dauern können.
Wir steigen durch sehr steiles Gelände zum Preinecksattel ab und wandern mit Rückblicken zum Schwarzauer Gippel und zur Gippelmauer zum Ausgangspunkt zurück.
Jetzt bin ich mir wieder sicher – es müssen einige Urlaubstage für diese schöne Gegend aufgewendet werden. Bald einmal!
Im Anstieg ca. 1230 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 12,5 km.
(Diesen Tourverlauf habe ich nachträglich eingezeichnet, es
handelt sich um keinen aufgezeichneten Track)
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Mariazeller Berge (Auswahl):
- Großer Zeller Hut (1639 m): №8 der Big Five in den Ybbstaler Alpen
Großer Zeller Hut (1639m), Hüttenkogel (1473m), Mittlerer Zeller Hut (1586m) - Wildkamm & Veitsch
Sohlenkogel (1474m), Kleine Wildkamm (1757m), Großer Wildkamm (1874m), Hohe Veitsch (1981m) - Sauwand
Stockbauerkogel (1124m), Sauwand (1420m) - Eigentlich langsamer Schnellschuss: mit Schi auf die Bürgeralpe (1270 m)
Bürgeralpe (1270m) - Gemeindealpe (1626 m) und Brei(n)mauer (1489 m)
Gemeindealpe (1626m), Breinmauer (1489m)
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Baumgartner (2008): Das große Wandererlebnis Niederösterreich. Residenz Verlag, St. Pölten.
Hauleitner (2003): Ötscher, Mariazell, Türnitz, Traisentaler Berge. Wanderführer, Bergverlag Rother, München.