In den Nockbergen fühlen wir uns so wohl, dass wir sie als unsere erweiterten Hosentaschen betrachen. Darum darf es nicht verwundern, dass ich ein namenloses randständiges Bergerl zu meinem Jahresgipfel machen möchte, weil ich ja sowieso irgendwann einmal in den Nockbergen überall gewesen sein will.
Das mit den 2024 m ließe sich ja einfacher lösen. Die Nockalmstraße ist da sehr hilfreich:
Aber das kann ich nicht gelten lassen, das ist kein Gipfel. So sieht unser heutiges Ziel von der Nockalmstraße fotografiert aus:
Auf meiner Jahresgipfel-Seite ist er der vierte der in Frage kommenden Gipfel. Und das gebe ich gerne zu, auch der einfachste. Zu einem National Geographic Titelfoto wird seine Besteigung nicht reichen, und das ist mir, gebe ich auch gerne zu, völlig egal.
Am Falkertparkplatz verblauen die letzten Nebelreste.
Wir betreten vertrautes Gelände.
Ganz zu Beginn …
… bleiben wir am brutal ausgelatschten Pfad zum Falkert, …
… um bald schon freifüßig in die kurzgehaltene Botanik abzubiegen.
Dünnhäutige Nebelschwaden fetzeln zart um uns, jedoch nur so lange, bis die Sonne ihre Muskeln spielen lässt.
In einem Bogen (beim Sendemasten) steigen wir über einen Steingrasrücken wieder in Richtung Falkertköpfl hoch.
Diese Wegwahl hatte ihren einzigen Grund darin, einen Blick auf den Jahresgipfel und seine Zugänglichkeit zu erhalten. Bei unmarkierten Touren ist meine Gabriele vorsichtig. Sie weiß um den Mut von mir, schlechte Ideen in die Tat umzusetzen. Da will sie nicht immer dabei sein.
Aber das hier schaut ja gut aus. Ein feiner, gut zu begehender Grasrücken …
… mit viel Aussicht wartet auf uns. Den Rinsennock (2334 m) haben wir schon besucht. Auch die Tour auf den unmarkierten Gregerlnock (2296 m) war eine große Freude. Für den noch anstehenden Besuch des Simmerlecks (2079 m) habe ich schon eine Idee.
Das Wimmelbild seines Talboden wollen wir heute noch durchwandern. Wo genau wir unseren Weg finden werden, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Irgendwann will ich auch in Richtung Fadenberg (1942 m) weiterstapfen, ohne großes Gipfelziel, einfach so.
Unterhalb des Falkertköpfels kommt es zur Wegscheidung: Vom Falkertsee könnten wir …
… nach St. Oswald oder auf den Falkert wandern.
Oder auch bis zur Brunnachhöhe mit oder ohne Besteigung des Klomnocks (2331 m) oder Mallnocks (2226 m). Wir wollen lediglich bis zum Steinnock (2127 m) gelangen.
Und schon nach wenigen Metern wird meine innere Phantasiemaschine angeworfen. Unterhalb der Hundshöhe findet sich dieser Pik-See. Vielleicht gibt es doch eine magische Parallelwelt, und dieser See ist der Kaninchenbau zum Wunderland?
Viele fragen sich: Wieviel Welt findet sich in der Literatur? Ich frage mich beim Anblick dieses Sees: Wieviel Literatur findet sich in der Welt?
Als Treibstoff für das innere Phantasievehikel empfehle ich diese wunderbare Ausgabe von „Alice im Wunderland & Alice hinter den Spiegeln“ aus dem Gerstenberg Verlag. Ausgezeichnet mit „Die schönsten deutschen Bücher“ ist es mit den Illustrationen von Floor Rieder ein großartiges Geschenk- und Selbstbesitzbuch.
Alice lasse ich hinter mir und bin jetzt wieder mit Gabriele im Nocken-Wunderland.
Durch unsere Reisen und das anschließende gemeinsame Dahinkränkeln war ich gezwungen, mehr Zeit mit Gabriele zu verbringen; sie scheint ganz nett zu sein.
Die einzige Erschwernis am Grat zum Steinnock sind die zahlreichen matschweichen serviertellergroßen Kuhfladen. Schauen und zugleich voranschreiten, ohne knöcheltief ins Kuhgacksel einzutauchen, ist nicht möglich. Dabei gibt es viel zu sehen:
Ein nicht ganz so obligatorisches und unverzichtbares Gipfelfoto Steinnock (2197 m). Nur darum getrennt, weil ich für mein Handy kein Stativ habe und vor allem den Selbstauslöser nicht handhaben kann.
Jetzt geht’s zum Jahresgipfel.
Wir verweilen nicht lange und wandern am Anstiegsweg zirka 250 Meter zurück, übersteigen wieder den Weidezaun und betreten …
… den nördlich abzweigenden Graskamm.
An diesem Bild alleine schon kann man die glücksfördernden Eigenschaften dieser Landschaft ersehen.
Den steinigeren Gratbeginn haben wir umwandert, und viel zu schnell …
… gelangen wir zu unserem Ziel. Hier sind wir nur unser zwei.
Gipfelkreuz gibt es keines, und darum sieht das obligatorische und unverzichtbare Gipfelfoto: Gipfel ohne Namen (2024 m) so aus. Eh schon wissen, weil kein Stativ und für den Selbstauslöser zu dumm.
Rückweg zum Falkertsee.
Zur Forststraße rechts der Bildmitte wollen wir, denn die führt direkt zurück zum Falkertsee.
Ohne lange zu überlegen nimmt Gabriele den direkten Abstieg, …
… und in kurzen Wanderbögen, ganz dem Skifahren abgeschaut, steigen wir ab.
Das funktioniert gut. Oberhalb eines verfallenen, alten Almgebäudes flanieren wir durch das Lärchenwäldchen.
Die Forststraße ist bald erreicht – ein Rückblick auf den Jahresgipfel und die gerade eben durchwanderte Landschaft.
Die Sonne legt sich gehörig ins Zeug, und so kommt uns diese Abkühlung gerade recht.
Kühe liegen am Weg. Bei Wanderungen abseits markierter Wege bin ich bei solchen Begegnungen besonders vorsichtig. Durch die Abwesenheit geschäftiger Menschheit werden die Kühe wieder ein bisserl wilder und finden zu ihrer Natur zurück. Und weil Kühe für Nichtlandwirte emotional schlechthin nicht zu entziffern sind, umbogen wir sie weiträumig.
Am Falkert See lassen wir uns es gutgehen, ganz nach unserem Wahlspruch:
Zufrieden ist, wer meint, zufrieden zu sein.
Und weil wir wie kleine Kinder Wiederholungen lieben, findet unser Urlaub seinen Ausklang wieder am Millstädter See.
Im Anstieg etwa 500 Hm und zurückgelegte Entfernung nahezu 10 km.
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Nockberge (Auswahl):
- Auf der Suche nach kleinen Ekstasen und Schönheit: Pfannock (2254 m).
Pfannnock (2254m), Kl. Pfannnock (2065m) - Mallnock und Klomnock auf die sanfte Tour
Mallnock (2226m), Klomnock (2331m) - Alles ist immer nur einmal: Jahresgipfel Thürndl (2023 m)
T(h)ürndl (2023m), Mirnock (2110m), Rindernock (2024m), Lierzberger Alpenspitz (2018m) - Rosennock und Zunderwand
Großer Rosennock (2440m), Predigerstuhl (2170m) - Hohe Pressing (2370 m)
Bärenaunock (2292m), Peitlernock (2244m), Hohe Pressing (2370m)
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Die Bildbeschriftung erfolgte mit:
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Ⓒ Christian Dellwo.
„Ich war jetzt gezwungen mehr Zeit mit meiner Frau zu verbringen; sie scheint ganz nett zu sein.“ (Diesen Satz habe ich mir aus dem Standard-Forum ausgeborgt – ich finde ihn einfach witzig.)
Epilog
Jedesmal (fast) befahren wir die Nockalmstraße wenn wir in Kärnten sind. Das ermöglicht uns auf bequeme Weise Fotos von besuchten oder geplanten Gipfeln zu machen.
Hier ein Blick auf die Rückseite der vorgestrigen Tour auf den Pfannock:
Und hier der Blick auf den Jahresgipfel von der Nockalmstraße.
Am Rinsennock (2334 m) und Gregerlnock (2296 m) waren wir schon. Aber hier interessiert mich das Simmerleck (2079 m).
Den unterhalb der Glockenhütte befindlichen Windebensee kann man auf einem Naturlehrpfad umwandern.
Vielleicht geht es im Gasthaus Lax in der Ebene Reichenau gelegentlich ein wenig ruppig zu, aber fast immer nach einem Besuch bei der Nockalmstraße gönnen wir uns dort den denkbar besten Kaiserschmarrn. Eine kleine Anmerkung: Kartenzahlung ist nicht möglich, man wird zur nahen Raiffeisenbankfiliale zum Bargeldbeschaffen geschickt.
Und wenn es wirklich einmal gewittert und eine Regenfront über die Nockberge dahinnässt, lässt sich ruhend, rastend, lesend, Zeit in der Therme St. Kathrein in Bad Kleinkirchheim verbringen.
Hier kommt es zu einer Aufhebung der Zeit.