Jausenplatzerl mit Aussicht über der Enns: Aussichtsrampe unterm Hainbachstein (814 m) und Wiesberg (787) m

Eroberung des Nahen nenne ich gerne „kleine feine Touren“ nahe meiner Heimatstadt. So ganz nahe ist es nicht, unser Nahes liegt diesmal in Altenmarkt bei St. Gallen. Von der großen Ennsschlinge eng umfasst, liegt ein fast nur von den Einheimischen besuchter Felsklotz über der Bundesstraße, der Enns und dem kleinen Markt: der Hainbachstein (814 m).

Ein eingezeichneter Wanderweg findet sich in den Karten nur in Teilen, jedoch existieren dort und da Markierungen und sogar hilfreiche gelben Tafeln. Das Auto parken wir beim Freibad. Weil Frühlingsgefühle sich auch in erhöhtem Bewegungsdrang äußern können, sind Gabriele und wieder einmal ihr Musiker-Bruderherz dabei. Er spielt Gitarre und wird nicht nur wegen…

…seiner geilen Grifftechnik an der Gitarre…

…oft kopiert. Das ist jedoch eine andere Geschichte.

Wir wandern wenige Meter die Bundesstraße entlang, zu dieser, wenn man dem Internet glauben darf, nicht unbedenklichen Lagerstätte,…

Internetfund

…um dort ein steiles Forststraßenstück hochzuwandern. Nach zirka 160 Metern zieht unterhalb eines Wasserreservoirs eine schmale Forststraße links weg.

Dieser folgen wir nur 150 Meter, um bei einem Hochstand rechts in diesen Steig einzufädeln.

Auf dem Wiesenflecken neben dem Hochstand werden bestimmt Rehe geschossen. Mich wundert’s, dass sich dieser ungute Ort bei den Rehen noch nicht rumgesprochen hat.

Jetzt ist alles ganz einfach, wir folgen dem von einer braunen Jungbuchenwand eng gesäumten, vorgezeichneten Weg immer der Bike-Python nach.

Bei einer Wildfütterung mündet unser Weg in die Forststraße. Bei meiner wiederholenden Wanderung am 16.3.2023 (dazu mehr am Schluss des Tourenberichtes) bin ich diese Forststraße von Beginn an hochgewandert.

Der herrliche Frühlingstag meint es blauerhimmelmäßig gut mit uns. Und nach nicht einmal siebenhundert Metern…

…treffen wir auf dieses Schild mit der Aufschrift „Wiesberg.“

Die gelbe Sonnenkatze pratzelt durch die Baumzwischenräume und lässt das wenige junge Grün hell aufleuchten.

Noch dominiert das Braun der Stauden, die einmal Buchen werden wollen. Die Blätter haben an den zarten Buchenästen überwintert. Die Ästchen verhalten sich zu ihren Blättern wie ein Serienmonogamist, der eine Geliebte erst ziehen lässt, wenn die neue schon an die Tür klopft. Aber nie nebeneinander, nie gleichzeitig – das kann er nicht.

Wir kommen zu einer Wegteilung und wenden uns zuerst dem Wiesberg zu.

Kurzärmelig geht’s weiter, begierig schlürft unsere Haut die Wärme der Frühlingssonne auf.

Wir erleben im Aufstieg bei diesem Anblick eine Irritation, warum ist die Enns auch auf dieser Seite des Berges zu sehen? Ist das überhaupt die Enns? Erst ein Blick auf die Karte verschafft uns Klarheit. Die Enns umschlingt den Hainbachstein samt Wiesberg wie ein blaues Seidentuch einen Frauenhals.

Wenn es im Buchenwald fichtet, liegt weniger Laub am Boden.

Wir erreichen den Wiesberggipfel (787 m). Nobel ausgestattet mit Bank und Gipfelbuchkassette.

Und weil man nicht genug Gipfel haben kann, auch hier: Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Wiesberg (787 m).

Die Aussicht ist eher von der bescheidenen Art, aber was soll’s, wir haben ja noch etwas Aussichtsgesegnetes vor uns.

Man könnte den Wiesberg auch überschreiten und würde wieder auf die zuvor verlassene Forststraße treffen. Im Hintergrund ist eine Wegmarkierung erkennbar.

Wir steigen wieder zur Wegteilung ab und nehmen jetzt diesen…

…holzgepflasterten Pfad in Richtung Aussichtsrampe Hainbachstein. Bis ganz hierher hat es der Frühling noch nicht geschafft.

Ein guter Pfad führt durch steingesäumtes steiles Gelände.

Völlig überraschend und unverhofft kommen wir an diese Lücke im Wald: Das ist die Aussichtsrampe Hainbachstein. Wobei ich die Bezeichung „Aussichtsrampe“ jetzt sehr lieblos finde. Da wäre Aussichtsloge unterm Hainbachstein viel passender. Ebenso mit Bank und „Gipfelbuch“ ausgestattet unterscheiden es zwei Dinge vom Wiesberg: Hier ist nicht der Gipfel, aber dafür gibt es Tiefblick…

… und Aussicht, nämlich…

…großgünstige Aussicht.

Im Gegenlicht habe ich das Maireck und Gesäuse wegbelichtet, aber St. Gallen ist noch am Bild zu erkennen. Es liegt unter uns?!?

Wie Felsenpaviane verteilen wir uns am Aussichtsplatzerl und völlig intuitiv, als wäre es noch in unseren Genen, hat das älteste Männchen, der Graue, den höchsten Platz zu seinem Sitz erkoren. Und die Rangniederen sitzen eine Etage tiefer.

Mächtig überragt das Maireck St. Gallen.

Weniger Substanz hat der Haidach (1096 m) mit seinem langgezogenen Rücken. Den habe ich 22.10.2020 überschritten, aber bis heute nicht geschafft, den Tourenbericht zu verfassen.

Wir sitzen lange in der Sonne. Schön ist es hier. Bissen für Bissen und Schluck für Schluck vergeht die Zeit plauderlings viel zu schnell. Vorm Aufbruch tragen wir uns noch in das „Wir-waren-auch-hier-Buch“ ein. Fast nur Dasige finden sich darin. Viele Wiederholungstäter sind dabei. Ähnlich wie auf der Oberen Kapelle (Buchenberg) in Waidhofen/Ybbs. Auch ähnlich viele Höhenmeter (415 Hm) gilt es durch ähnlich viel Wald zu überwinden.

Wir wandern wieder zurück, und bei der Abzweigung nehmen wir jetzt auch noch die vierte Himmelsrichtung unter die Schuhsohlen.

Nach wenigen Metern, noch bevor wir aus dem Wald heraus kommen und diesen Anblick vor uns haben, könnte man unschwierig aber unmarkiert und ziemlich weglos auf den Gipfel des Hainbachsteins (814 m) wandern. Für diesen Blogeintrag habe ich das am 16.3.2023 nachgeholt. Ein Kurzbericht dazu findet sich gleich im Anschluss.

An dieser Felswand entlang beginnen wir unseren Abstieg in Richtung Hasenreith…

…und verlassen dann den markierten Weg, um auf dieser Forststraße abzukürzen. Die Markierung würde über die Halsmoar Jagdhütte zum Hinterhalser weiterführen.

Wer schon einmal von Altenmarkt auf die Stumpfmauer bzw. den Tanzboden gewandert ist, kennt diesen Anblick. Denn der Anstieg beginnt hier, beim Betriebsgebäude der GF Casting Solutions, einem Auto- und Luftfahrtzulieferer, der Hochdruckgussteile für BMW und andere „Premiumfahrzeughersteller“ erzeugt. Bestimmt gibt es Leser dieses Blogeintrages, die einen Teil aus diesem Werk unter der Motorhaube haben.

Ein letzter Blick auf die großen Buben…

…und anschließend noch ein Blick auf den unscheinbaren Wiesberg (787 m) und…

…den scheinbareren Hainbachstein (814 m).

Bei der Straßenmeisterei Altenmarkt bringt diese Straßenunterführung zum Freibad mit dem feuchtelnden Beton samt Graffiti ein wenig Großstadtfeeling nach Altenmarkt.

Episches passiert bei solch einer Wanderung nicht. Manchmal braucht es auch das Kleine, Frühlingsbegrüßende, Überblickbare, entspannt Machbare, und nicht mehr.

Im Anstieg etwa 415 Hm und zurückgelegte Entfernung nahezu 10 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region Ybbstaler Alpen (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Am 16.3.2023 habe ich um der Vollständigkeit willen den Gipfel des Hainbachsteins (814 m) bestiegen.

Diesmal habe ich bei der Tankstelle geparkt und bin die Forststraße (Bildmitte) hochgewandert. Am Beginn der Forststraße findet sich noch kein Hinweis – weder auf den Wiesberg noch auf den Hainbachstein.

Schon bald komme ich zur Stelle mit der Wildfütterung.

Wieder wandere ich bis zur Wiesbergabzweigung hoch.

Von dort noch wenige Meter in Richtung Hasenreith,…

…bis ich so auf die Nordseite des Hainbachsteins blicken kann. Von hier steige ich weglos hoch…

…und dem frischen Schnee sei’s gedankt, findet sich die Spur eines Vorgängers.

Der Grund ist mit Laub dick gepolstert und mein Voranschreiten fühlt sich wie das Gehen auf dem hellen Mattenboden einer Boulderhalle an.

Schnell erreiche ich das von übermoosten Schädelsteinen überzogene Plateau.

Und jetzt kommt es zu einer kuriosen Art der Wegmarkierung. Ich stehe vor einem alten Skistecken. Den hat aber niemand vergessen, denn er ist einer aus einer Vielzahl verschiedenster Skistecken, welche in unregelmäßigen Abständen in den Boden gerammt wurden.

Vertrauensvoll gehe ich der Steckenspur nach…

…und finde bis zum finalen Gipfelstecken.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Hainbachstein (814 m)  – mit meinem schwerem Gesicht.

Einige Meter neben dem Gipfel kann ich auf die Enns und das GF Casting Solutions Werk sehen.

Weil ich neugierig bin, versuche ich im Abstieg den Steckensignalen zu folgen. Gerne würde ich wissen, wo die beginnen.

Aber nach dem achten oder neunten Stecken finde ich den zehnten nicht und gebe mein Vorhaben auf.

Weil ich jetzt eine Sonneninfusion gut gebrauchen kann, wandere ich noch zur Aussichtsrampe.

Ist das schon hyperfabelhaft oder doch einfach nur schön?

Vielleicht kann man auch direkt von der Aussichtsrampe auf den Gipfel steigen, unbezwingbar scheint mir das Gelände nicht.

Zurück gehe ich ab der Wildfütterung den erstmals gewanderten Anstieg.

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Die Bildbeschriftung erfolgte mit:
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Ⓒ Christian Dellwo.

Meine Quellen:

Nada.

FIN