Im Vorjahr habe ich viel zu lange auf die erste Schitour gewartet. Bis ich die Schi aus dem sommerlichen Schikoma erweckt hatte, war der Schnee schon wieder geschmolzen. Diesmal mache ich das anders und ergreife die erste Möglichkeit zu einer Auftakttour.
Vermutlich ist der Start geheim gehalten worden, denn der erste Tag des Liftbetriebes am Niederalpl findet mit mir statt und ohne die anderen. Nur die Liftwarte und zwei Snowboarder bearbeiten die Piste. Später kommen noch ein paar Schitourengeher dazu.
Wenn der ganze Parkplatz ohne Autos ist, besteht für den Parklückenjäger die ungewohnte Schwierigkeit, den richtigen Platz für sein Gefährt zu finden. Nicht einmal Parkverbotsschilder schränken die komplizierte Wahl ein. Nach zweimaligem Umparken am leeren Parkplatz gebe ich die Suche nach dem besten Stellplatz endlich auf und betrete unterhalb des Plodererhofs das Schigebiet.
Das ist allerdings gleich ein wenig ungünstig. Meine Empfehlung ist, die Piste ganz östlich (mit der großen Schleife) hochzuwandern. Ich steige etwas direkter auf.
Wie man ja weiß, habe ich mit der Generalverdammung des Pistenschitourengehens nichts am Hut. Da bin ich völlig entspannt und ganz ohne Dogma. Vor allem gerade dann, wenn die Schneelage in der freien Wildbahn noch suspekt ist. Um meine „Schuld“ zu mindern, möchte ich die Pistenhardcoreabgeneigten noch auf folgenden Umstand hinweisen: Ich bewege mich auf natürlichem Schnee, von Wolken abgeworfen und nicht kanonisiert, garantiert bio und hundertprozent vegan. Das Schigebiet Niederalpl fährt nämlich auf Naturschnee ab. Wenn das nicht ein Milderungsgrund ist…
Fehlgehen oder gar verirren kann man sich auch nicht. Hier blicke ich schon zur Wetterinalm…
…und auf meinen Weiterweg. Die Bergstation des Sesselliftes wird auf einer schmalen Piste (verschneiten Forststraße) umgangen.
Blick auf den gegenüberliegenden Teil des Schigebietes. Hier könnte man in Richtung Tonion (1699 m) weiter wandern. Leopold hat das gemacht und hier beschrieben: Wieder einmal mit Schneeschuhen auf die Tonion.
Es ist völlig windstill und puderlind. Hinter der Bergstation des Sesselliftes verlasse ich das Schigebiet.
So wenige Schitourenmitgeher habe ich jetzt nicht erwartet. Mit ein bisserl mehr Rummel habe ich schon gerechnet. Um so schöner spürt sich das jetzt an.
Mir geht das Schitourengehen in diesem einfachen Gelände leicht vom Fuß, als hätte es die Sommerpause nicht gegeben.
Trödelnde Schitourengeher vor mir könnten jetzt den Ehrgeizling wecken, der auch in mir schlummert. Es passiert aber nichts. Die Wettkampfseite in mir befindet sich seit Jahren im Tiefschlaf, und weil ich im Trödeln sowieso Weltmeister oder gar Milchstraßenmeister bin,…
…lasse ich die beiden vor mir davonziehen und habe die verschneite Landschaft wieder ganz für mich alleine.
Viele Zentimeter weißeste Weißware.
Alles ist neu, alles ist sauber an diesem stillreinen Tag.
Unglaubliche Bilder und Eindrücke sind auf dieser Minischitour möglich. „Damit gerechnet ich nicht wirklich habe“ würde Meister Yoda dazu einfallen, fällt mir jetzt ein.
Nicht so oft kommt es vor, dass ich der Meinung bin, viel zu früh am Gipfel angelangt zu sein.
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Wetterin (1530 m).
Blick zum nahen, westlich anschließenden, Kaiserstein. Da könnte man auch noch hinwüberwandern, wenn man wollte…
Schau auf einen miniaturhaften Ötscher im Osten. Das Dominant-Überragende fehlt ihm aus diesem Blickwinkel völlig.
Für einen gar nicht so hohen Berg weist die nahe Tonion (1699 m) absurd senkrechte Wände auf.
Meine Wanderung mit Reinhard, vom Sohlenkogel (1474 m) über den Wildkamm (1874 m) auf die Hohe Veitsch (1981 m), war im Juni 2013 eine besonders feine Sache: Wildkamm & Veitsch.
Am Hochanger (1682 m) bin ich ebenfalls mit Reinhard herumgestolpert:
Auf Alpen-Panoramen.de findet sich dieser fantastische Rundumblick. Von Gerhard Eidenberger fotografiert und zu diesem Panorama bearbeitet: Unbekannte Ostalpen-Landschaft – (leichtes Tele)…von Gerhard Eidenberger ©. Einfach ins Bild klicken.
Obwohl die Wetterin kein besonders hoher Berg ist, kann von begrenzter Freude keine Rede sein. Ausgelassen ist die Aussichtsgaudi.
Weil ich den Kampf gegen die Windmühlen meines Ehrgeizes bereits vor vielen Jahren gewonnen habe, genieße ich mein Gipfelsitzen und verwerfe die Idee einer Abfahrt und des nochmaligen Aufstiegs.
Nach einem allerletzten Abschiedsblick auf den Ötscher (im Zoom)…
…verlasse ich den Gipfel…
…und gelange schon bald wieder ins Schigebiet und viel zu schnell ins Tal.
Wieder unten angekommen, lasse ich meinen Körper die Entscheidung treffen, ob er abermals hochsteigen will. Nein, will er nicht, aber nochmals herunterfahren würde ihm schon gefallen. Also kaufe ich ihm eine Einzelfahrt. Aber dann ist Schluss, sage ich noch zu ihm.
Das ist jetzt keine Schitour, mit der man was von sich her machen kann. Wer allerdings nicht gerade in Hochform ist oder nur wenig Zeit zur Verfügung hat, ist auf dieser Tour gut aufgehoben. Und natürlich auch diejenigen, welche mit einem ähnlich vulgären Bequemlichkeitsbedürfnis ausgestattet sind wie ich und keiner Entschuldigung und Ausrede bedürfen.
Auf der Heimfahrt habe ich hier angehalten. Immer schon war dieses Gebäude in Wegscheid mit dem kolonialen Meinl Mohren (ca. 1960) eine Wegmarke auf meinen Reisen in die Steiermark. Auch in meiner Heimatstadt gab es ein Meinl Geschäft und eine Kaffeerösterei am Unteren Stadtplatz. Das ist natürlich lange schon Geschichte, und trotzdem blitzen jedesmal Erinnerungen in mir auf, wenn ich an diesem Haus vorbeifahre. Aus Gesprächen mit anderen Waidhofner Bergwanderern weiß ich, dass es ihnen bei diesem Anblick ganz ähnlich ergeht.
In Gußwerk bleibe ich nochmals stehen, um diesen Kältestrich mitten im besonnten Waldhang festzuhalten. Ist das ein von Kälte sichtbar gemachtes Mikroklima?
Und weil ich vom Schauen und Anhalten noch nicht genug habe, mache ich in Holzhüttenboden noch dieses Foto von Scheibe (1602 m) und Scheiblingstein (1622 m). Die Erinnerung an die Überschreitung vor wenigen Wochen wärmt mir gleich wieder das Herz: Im steinigen Vorgarten des Dürrensteins : Auf den Lunzer Scheiblingstein (1622 m).
Im Anstieg ca. 335 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 5,1 km.
Senf dazu? Sehr gerne!
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Die Bildbeschriftung erfolgte mit: PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Version: 1.0.3 © Christian Dellwo.
Paulis Tourenbuch: Wieder einmal mit Schneeschuhen auf die Tonion. (abgerufen am 19.4.2018)