Unser Urlaub am Indischen Ozean hat mir nicht nur meinen ökologischen Fußabdruck ruiniert, sondern auch meine sowieso schon wenigen roten Blutkörperchen. Nur noch gefühlte 17 dieser wichtigen Sauerstofftransportierer schleppen Luft von meiner Lunge zu den Muskeln. Das mit dem Fußabdruck wird ein wenig Zeit brauchen, aber frische Blutkörperchen sollten für mich bei Großraming am Hiaslberg zu produzieren sein.
Wochenlang auf Meereshöhe, in einer völlig höhenlosen Gegend (höchste Erhebung 2,3 m) müßig herumlungern,…
…mitunter sogar unter Meereshöhe…
…schadet der Bergkondition. Als Eingehtour ist die Besteigung des Hausberges der Großraminger ideal. Der Hiaslberg, oder etwas vornehmer Hieselberg, ragt von Bäumen gesäumt, nicht hoch über der Enns auf. Ich liebe Berge, die so heißen, wie ich mich oft fühle.
Ich parke direkt bei der Ennsbrücke. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, nur wenige Meter entfernt, ist mein Ziel bereits ausgeschildert.
Der Weg ist leicht zu finden.
Sacht geht es zuerst über Wiesen hoch. Immer den Schieferstein (1206 m) und andere Bekannte im Blickfeld.
Es ist unter der Woche, aber weil es schon von morgen bis ins Wochenende eine Wetterverschlechterung gibt, ist heute ein guter Zeitpunkt für diese Wanderung.
Im einfachen Waldanstieg treffe ich auf dieses gefinkelte Fehlersuchbild:
Der kurze Waldweg spuckt mich auf diesem Almgelände aus. Mit noch immer ungelenken, weil flossengewöhnten Schritten wandere ich durch junges Grün und über weiche Wiesen.
Mein Interesse gilt jetzt nicht der neu errichteten Holzhütte, sondern den Bergen dahinter. Die habe ich noch nicht bestiegen, die sind Neuland für mich. Mit Ausnahme von Burgspitz (1429 m) und Almkogel (1513 m), die kenne ich gut.
Also eine Überschreitung vom Schafkogel (739 m) über den Rotstein (837 m) zum Wasenriedl (1129 m) kann ich mir nächste Woche schon vorstellen.
Hinter der Holzhütte, an einem gemauerten Marterl vorbei, führt der Weg wieder in den Wald.
Die jungen Buchenblätter überspannen wie ein lichtdurchlässiger aus vielen grünen Flicken gestückelter Sonnenschirm den Berg mit seinen Moosfelsen.
Und viel zu schnell komme ich zum Gipfelaufbau.
Diese Buche am Übergang zum Gipfel hat dem Sturm ihres Lebens leider nicht standgehalten. Die romantische Vorstellung, dass man im Leben nur so viel zugemutet bekommt wie man tragen kann, stimmt auch für Buchen nicht.
Eine kurze, nicht ausgesetzte Steilstufe bringt mich wieder einmal auf den Hiaslberg.
Obligatorisch, unverzichtbar und aussichtsreich: Gipfelfoto Hiaslberg (849 m)
Allein dieser schöne Ausblick auf Großraming und die Ennsschleifen lohnt die geringen Aufstiegsmühen.
Langgezogen und mit einem felsigen schmalen Haupt begleitet auch der Schieferstein (1206 m) die Enns ein kurzes Stück.
Das große metallene Medaillon am Gipfelkreuz ist sehr ausdrucksstark und gefällt mir. Nicht an jedem Tag findet sich eine Eintragung im Gipfelbuch. Das überrascht mich jetzt. Denn solche Berge haben oftmals Abonnenten, die täglich in die Vorstellung kommen.
In der Bildmitte die grüne Wiesenkuppe mit der Bertel Kapelle, gesäumt vom Haingrabeneck (841 m), dem Bertelkogel (922 m), Schönlehnerkogel (878 m) und Häusererkogel (840 m). Dahinter der Rücken mit der Spindeleben (1066 m) und rechts der Bildmitte die Lindaumauer (1103 m).
Der Blick in den Süden vom kleinen Gipfelplateau ist diesig gedämpft. Trotzdem kann ich…
…den schneebedeckten, doppelgipfeligen Größtenberg (1724 m) und davor Alpstein (1443 m) und Trämpl (1424 m) sehen. Daran anschließend ist der östliche Beginn des Sengsengebirges gerade noch zu erkennen.
Ich habe innerlich nachgezählt, und es sind noch viel zu wenig rote Blutkörperchen nachgebildet worden. Darum verlängere ich meine Wanderung um den Abstieg in Richung Scharnreit.
Sobald ich aus dem Wald heraustrete, zeigt sich der Brunnbacher Gamsstein (1275 m) von seiner felsigen Seite. Gefährlich finster schaut er drein.
Diese Berge habe ich mit Reinhard vor zwei Jahren besucht. Ein fantastischer Nebeltag schenkte uns eine Wanderung ohne Gegend.
Gleich unterhalb des Gipfels erreiche ich eine Forststraße…
…und die Markierung, die von Scharnreit heraufzieht. Diese wandere ich solange entlang, bis ich an Scharnreit vorbei, mit Blick auf den Hiaslberg, über freie Wiesen auf den…
…Brandlberg (674 m) gelange. Der Punkt ist in der Karte unbenannt, aber weil die Forststraße Brandlbergstraße heißt, nehme ich seinen Namen einmal so an.
Am Brandlberg übersteige ich den Weidezaun, und bin wieder ganz in meinem Element. Denn da ist es ja wieder, mein (fast) planloses Absteigen in steilen verwachsenen Waldabschnitten, die etwas gegen meine Anwesenheit haben.
Gleich im Anschluss an diesen Abstieg wartet eine kleine Forststraßenfalle auf mich. Nicht diese grüne schön verwachsene Straße ist mein Heimbringer, sondern wenige Meter unterhalb verläuft (m)eine Forststraße. Durchs halbtrockene Bachbett steige ich zu dieser ab und gelange zum…
…asphaltierten Spriedlgraben.
Nur das Schnipsen eines Sonnenstrahls genügt…
Der Weg hinaus, den Rodelsbach entlang, zieht sich. Ablenkung bieten die Kleintierzüchter mit ihren Tieren im Graben: Ziegen, Schafe, Hasen und Brieftauben. Fast jedes Haus hat einen holzgezimmerten Stall. Hier sind echte Selbstversorgergourmets daheim.
Den Wiesen fehlt nicht mehr viel zur ersten Mahd, und an den warmen Hausmauern blüht es Sonnengelb.
Endlich mündet der Rodelsbach in die Enns…
…und mein Weg über der Bahntrasse bei meinem Auto.
Im Anstieg ca. 625 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 10,8 km.
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Reichraminger Hintergebirge & Sengsengebirge (Auswahl):
- Kein Berg zu abseitig, kein Gipfel zu nischig: Höhenberg (1320 m) im Reichraminger Hintergebirge
Höhenberg (1320m) - Westlich des großen Baches: Schneeberg (1244 m) und Tannscharten (1211 m)
Schneeberg (1244m), Tannscharten (1211m) - Zeitschenberg – Kathedrale aus Schnee
Zeitschenberg (1433m) - Katzenhirn – eine denkmalerische Wanderung auf wegbröckelnden alten Steigen
Katzenhirn (1159m), Spießkogel (766m) - Sitzt, passt, wackelt und hat Luft: Hieflerstutzen (1487 m)
Tannschwärze (1533m), Schwarzkogel (1554m), Hieflerstutzen (1487m)
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Heitzmann, Harant (1996): OÖ-Voralpen. OeAV-Führer, Ennsthaler Verlag, Steyr.
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Version: v 1.0.2 © 2007 Christian Dellwo.