Shortcut: Pfaffenmauer (1218 m) und Gipfel der Lust (1282 m), passt das überhaupt zusammen?

Zeit: je nachdem  | ↗ : 848 hm | Distanz: 11,4 km | markiert | nur der Weg auf die Pfaffenmauer ist unmarkiert und weglos | Quellen: einige, zur Pfaffenmauer nicht viele | must have: für OÖer und angrenzende NÖer eher schon | Gipfel: 4 | Gipfel der Lust (1282 m), Koglerstein (1257 m), Schoberstein (1285 m), Pfaffenmauer (1218 m) 

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Das Klausriegler war einmal ein Wirtshaus, und vor Jahren bin ich dort noch Gast gewesen. Mittlerweile ist der Gasthausbetrieb aufgelassen, und nur der Bauernhof besteht noch. Nach einer engen Straßenauffahrt gibt es direkt beim Bauernhaus eine gute Möglichkeit zu parken. Zwei Euronen und fünfzig kostet der Spaß für den ganzen Tag. Das ist wenig für eine sichere und gut erreichbare Stellfläche. Trotzdem muss ich bei meiner Rückkunft zum Parkplatz mit viel Fremdscham erleben, wie der Schranken ausgetrickst und die Parkgebühr unterschlagen wird. Dazu später mehr. 

Der beliebteste und kürzeste Anstieg auf den Schoberstein erfolgt über den Weg 481, der mehr oder weniger direkt vom Klausriegler unterhalb der Pfaffenmauer hinaufführt. Zirka 610 Höhenmeter und 2,94 Kilometer sind da zu schaffen. Ich habe Zeit und Lust, darum wandere ich die Runde über die Mandlmais Kapelle.

 

Am Beginn der Wanderung muss ich den Nebel unterkriechen, um fünf Minuten später …

… gleich wieder einmal umzudrehen – Phone vergessen. Als Alleinwanderer achte ich sehr darauf, ein aufgeladenes Handy dabeizuhaben. 

Im leichten Nebelspiel wandere ich die Forststraße hoch.  

 

Mit der Höhe verliert sich der Nebel, und die frisch gewalzte Forststraße scheint mir in ihrer Steilheit …

 

 … eine immerwährende, eine endlose zu sein. Auf dieser lichthellen, fast kerzengeraden Forststraße geht’s weiter bergauf.

Dann erbarmen sich diese gelben Schilder meinereiner und lotsen mich von der Forststraße weg …

… in den Steig in Richtung Mandlmais Kapelle. Blätter, zertreten und durchweicht, kurz vor der Wandlung in Humus, grundieren den Weg. 

Diese Wohnstätte Gottes – eine der vielen in Österreich – erreiche ich nach zirka einer Viertelstunde. Davor auf der Bank sitzend, fällt mir der Cartoon ein, in dem der Pfarrer nach der Beichte fragt: „Sammeln Sie Reuepunkte?“  Weil ich heute nicht meinen frommen Tag habe, gehe ich bald weiter. 

Nach wenigen Minuten gelange ich zur nächsten Forststraße. Dieser darf ich jedoch nicht links folgen, sondern hundert Meter rechts, um zum Mandelmais zu gelangen. Und weil ich heute schon genug Forststraße in den Schuhen habe, nehme ich dort gerne den belaubten Waldweg. 

Der Steig beginnt anzusteigen und führt zwischen den Felsen auf den Waldrücken. Links geht der ausgetretene Pfad in Richtung Schoberstein mit einem nicht ausgetretenen Abstecher zum Koglerstein (1257 m), jedoch auch rechts führen dünne Wegspuren zu einem „neuen“ Gipfelkreuz.  

Gipfel der Lust (1282 m)  – für mich hoffentlich noch lange nicht. 

Ob die Benennung des Gipfels mit den Lüsten des Fleisches zusammen hängt? Oder schon mehr mit den Lüsten der Gedanken? Oder gar nur noch mit den Lüsten der Erinnerung? Ohne die Gipfelkreuzerrichter zu kennen, kann ich diese Frage nicht beantworten. 

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto am Gipfel der Lust (1282 m).

Und in Steinwurfweite … 

 … befindet sich dann auch schon der nächste Gipfel. 

Obligatorisch und unverzichtbar, praktisch im Minutentakt: Gipfelfoto Koglerstein (1257 m). 

Ich verweile nicht lange und genieße mein Wald-Sonnen-Weiterwandern hoch über dem Nebelstrom. 

Das hätte jetzt so noch ein wenig länger dauern können. Viel zu schnell (und das schreibe ich nicht oft) komme ich zum Schobersteinhaus.

Am Gipfel hinter dem Haus sind so viele Nasen, dass das obligatorische Gipfelfoto Schoberstein (1285 m) ohne mich fotografiert wird. 

Wie ein sanftes Rauschen dringt das Treiben auf der Terrasse zu mir, der ich ein wenig abseits sitze. Kein Vergleich mit der musikzerschrotteten Apres-Ski-Stimmung auf einer Skihütte. 

Das Angebot an bewaldeten Gipfeln ist riesig. 

Ich pausiere nicht lange und mache mich auf den Weiterweg in das von mir noch Unbetretene. 

Beim Anblick der Pfaffenmauer fühle ich mich unbehaglich genug, aber auch wieder nicht so sehr, dass ich es bleiben lassen würde. Sie ruht schon lange in meiner Gipfevorratsdose. Ob ich da hinaufkann? Allzuviele oder genaue Besteigungsschilderungen habe ich nicht gefunden. 

Auf dem Wiesensattel, wo der markierte Abstieg links wegzieht, gehe ich gerade aus und finde …

… eher etwas rechts am Waldrand diesen wunderbaren, naturgeschaffenen Zaunüberstieg.

Dann gehe ich weiter auf die Felswand zu. Sogar ein kleines Steiglein zeigt sich jetzt. 

Es ist nicht schwierig, aber doch ausgesetzt. 

Dann folgt ein kurzer entwaldeter Abschnitt bis zum Felsenaufbau. 

Blick zurück zum Schoberstein.

 

Spuren finden sich nicht viele, und man muss schon ein wenig Gespür für die Wegfindung haben. Nicht jeder Stein, den ich anfasse ist fest, da wackeln einige gehörig, und auf die sollte ich mich nicht verlassen. Ziemlich ausgesetzt ist es da oben. 

Ich erreiche den Gipfel, sehe aber wenige Meter daneben, nur über einen schmalen Grat erreichbar, ein Gipfelzeichen. Das ist jetzt kein Ort, wo man mit Höhenangst oder Schwindelgefühlen Scherze treibt. Ich beschließe, mich da jetzt hinüberzuzittern. 

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Pfaffenmauer (1218 m). Diesmal mit hummerroten Teint. 

Nur ein paar Bäumchen am Gipfel verschaffen einem Gesellschaft. Eine weitere Überschreitung lasse ich bleiben, bevor da noch eine Überforderungserfahrung daraus wird. 

Überhaupt habe ich das Gefühl, soeben Solches geleistet zu haben: …

Internetfund.

Symbolbild.

… aber nur so lange, bis ich Fotos von einem Vereinsausflung des WSV Trattenbach im Internet finde. Da sitzen Kinder (nicht allzugroße) am Gipfel und blicken gar nicht angestrengt oder gar ängstlich drein. Das bestätigt wieder meine These, dass alles relativ ist: Gehzeiten, Kletterschwierigkeiten, Entfernungen. Für den einen ein Klacks, für jemand anderen die ultimative Herausforderung. Wichtig ist nur, dass man sich selbst gut einschätzen kann und man weiß, wo und wann es zur sinnfreien Überforderung kommt. 

Nach dem Abstieg setze ich mich in die Wiese am Fuß der Mauer und spüre, nicht ohne Wohlgefühl, einen Nachhall der soben erlebten Erregung. Somit empfehle ich einen Namenstausch mit dem Gipfel der Lust. 

Jetzt fehlt nur noch der Abstieg am Normalweg zum Klausriegler. Irgendwie mag ich den nicht besonders, obwohl ich schon schlechtere Wege gewandert bin. 

 

Für die kompetitiven unter meinen Lesern: Jährlich findet der Schobersteinlauf statt. Dabei lassen sie die Langsamen hinter sich und ehren die Schnellen: 2,94 km und 610 Hm in 24:07 Minuten, die schnellste Frau benötigt auch nur 30:48 Minuten. 

Dichterer Nebel, der die ganze Schamaktion verborgen hätte, wäre besser gewesen. Aber wie Lothar Matthäus in einem Interview halb richtig meinte: „Wäre, wäre, Fahrradkette!“

Jedenfalls fahren zwei schwarze VW – oder Mercedesbusse – in hoher Geschwindigkeit nur wenige Zentimeter hintereinander durch den geöffneten Schranken. So kommen sie mit Euro 2,50 Parkgebühr durch und ersparen sich stolze Euro 2,50. Die Frage, die ich mir jetzt stelle: Sind das jetzt Zyklopenarschlöcher oder Bedürftige? Vielleicht weiß der Beobachter nicht alles, und es gibt Gründe, für dieses miese Verhalten. „Es soll dich kein Mangel zwingen, vom rechten Weg abzugehen.“ (Henry Fiedling Tom Jones)

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region OÖ Voralpen (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Die Bildbeschriftung erfolgte mit:
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Ⓒ Christian Dellwo.

Meine Quellen:

Heitzmann, Harant (1996): OÖ-Voralpen. OeAV-Führer, Ennsthaler Verlag, Steyr.

 

Senft (1999): Wandern entlang von Enns und Steyr. Verlag Leopold Stocker, Graz.

Der Helmut Seiringer ist öfter einmal auf der Pfaffenmauer: Koglerstein – Schoberstein – Pfaffenmauer – Geißhörndl (abgerufen am 28.6.2026)

FIN