Wildkamm & Veitsch

Vielleicht Regenschauer und Gewitter – zumindest eher schon als eher nicht, vor allem im Westen. Aber auch sonnige Abschnitte im Osten, sofern das Wetter auch weiß, wo der Osten beginnt und der Westen aufhört.

Mit dieser Wetterprognose in der Tasche, beschließen wir zum ersten Mal dem Wildkamm und zum wiederholten Male der Veitsch einen Besuch abzustatten. Für uns liegt die Veitsch im Osten, und somit müsste das Wetter dort besser sein. Wir sind ja wieder einmal so schlau…

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Von der Passhöhe Niederalpl (1221 m) gehen wir den markierten Normalweg in Richtung Sohlenalm.

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Wir sehen Blumen, die mich an kleine Außerirdische erinnern oder auch etwas Mönchshaftes an sich haben. Meine Frau erinnert dieses Bild an Audrey II aus dem Musical „Der kleine Horrorladen“.

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Im Wetterbericht wurde nicht erwähnt, dass die sonnigen Flecken im Osten sich oberhalb der Wolkendecke befinden. Vielleicht sind wir doch nicht so schlau?

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Kurz vor der Sohlenalm machen wir einen Schwenk und besteigen den im Blumenrausch befindlichen Sohlenkogel.

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Warum jede Trollblume ihren Käfer hat, konnte ich auch im Nachhinein nicht klären. Aber ich fand bei der Suche nach einer Erklärung heraus, dass dieses leicht giftige Hahnenfußgewächs mit seinen eng aneinander gelegten Blütenblättern nur für kleine Insekten einen Durchschlupf bietet und diese Insekten zur Befruchtung braucht. Eine Fliegenart benutzt den Kelch sogar, um darin ihre Larven zu schützen.

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Am Sohlenkogel (1474 m) umgeben von vielerlei Blumen wie zum Beispiel der wunderbaren,…

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…graziösen Berg-Flockenblume.

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Im Rückblick nochmals der Sohlenkogel ohne human-optische Verunreinigung.

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Wir steigen zur Sohlenalm ab und suchen schon den möglichen Aufstiegsweg auf den Wildkamm. Jetzt weiß ich es ja: ca. Bildmitte, links am umzäunten Wasserloch vorbei, fast gerade hoch, bis man die ersten Farbpunkte an Steinen erkennen kann.

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Den Erzabbau sieht man der Sohlenalm nicht mehr an, zumindest erkennen wir Laien keine Hinweise darauf. Unser Weg führt uns nicht nur an der geschlossenen Sohlenalm vorbei,…

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…auch dieses Wollgrasfeld lassen wir links liegen.

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Steigspuren und diese Farbpunkte leiten uns hoch.

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Der Weg ist immer gut gangbar, nie wird eine zugewachsene Stelle durchschritten. Nach ca. 70 Höhenmetern geht es rechts genau auf diese Stelle zu. Dieser Rechtsknick ist im Track auf der angefügten Karte gut zu erkennen.

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Danach erreicht man eine größere Wiese und links oben, exakt hinter diesem Baum, fädelt man sich in die einzig wahre und glückselig machende Latschengasse ein. Alle anderen Wege münden in ein Latschengemetzel, das für keinen Wanderer zu gewinnen ist.

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Mein Freund besitzt große Wandlungsfähigkeit. Heute ähnelt er einem Wächter- Erdmännchen.

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Diese Bilder lassen das mit Wegglück vermiedene Latschengemetzel erkennen. Gut zu sehen ist die Sohlenalm und der dahinter befindliche Sohlenkogel.

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Selbst die Legföhren blühen in diesen Tagen, und wenn ich meinen Freund aus den Augen verliere, verrät eine Samenstaubwolke seinen Weg. Für Allergiker sicher eine grausame  Erhöhung der Schwierigkeitsstufe dieser Tor(to)ur.

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Vor lauter „gut geht’s“, laufen wir gleich unter dem Kleinen Wildkamm vorbei und müssen wieder zurück, um ihn aufzusuchen. Der Weg führt wenige Meter unter dem Gipfel vorbei. Obacht!

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Es befindet sich nur noch eine leere Gipfelbuchkassette auf dem Kleinen Wildkamm (1757 m). Schon fast hätte ich beim Aufstieg einer großen Kreuzotter an den Kopf gefasst. Da habe ich wirklich Glück gehabt.

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Bald können wir den stark bewachsenen ersten Teil des Wildkammes hinter uns lassen und uns dem felsigen Aufbau zuwenden. Jetzt kommt die „scharfe, felsige Schneide“ (Tippelt/Baumgartner, 1985).

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Wir spüren, wie sich die Sonne vorsichtig durch den immer dünneren Nebel tastet. Sogar der Veitschgipfel ist oberhalb der Bärentaler Wand immer wieder für kurze Zeit zu sehen.

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Kurz wird unsere Aufmerksamkeit von einer einzelnen Gams vom eigentlichen Ziel der heutigen Wanderung abgelenkt…

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…dem Gipfel. Aber da er quasi am Weg liegt, erreichen wir ihn auch.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Großer Wildkamm (1874 m).

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Wir versuchen bei geringer Fernsicht, einen Überblick der näheren Umgebung zu bekommen.

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Ganz links ist gerade noch die Sauwand (1420 m) zu erkennen. Dominant in der Bildmitte die Tonion (1699 m).

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Die Fernsicht macht uns an diesem Tag weit weniger Vergnügen, als die mitgebrachten, ess- und trinkbaren Schätze in unseren Rucksäcken.

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Das Wetter meint es gut mit uns, und immer öfter öffnen sich einzelne Sonnenfenster über dem Wildkamm und auch der Veitsch. Wir wollen unser Wetterglück nicht überstrapazieren und brechen voller Neugier auf die nun folgenden „Schwierigkeiten“ auf.

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Der Grat erweist sich als gut begehbar. Links und rechts pfeift es ganz schön in die Tiefe, aber der schmale Schrofengrat vermittelt trotzdem nie das Gefühl der totalen Ausgesetztheit.

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Blick in das sehr alpin anmutende Tal der Rodel, welches den Wildkamm vom Muckenriegel (1835 m) trennt.

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Fast schon einsam kann man diese Überschreitung nennen. Nur wenige (im Vergleich zu den Gipfelbüchern der umliegenden Berge) sind im Gipfelbuch eingetragen.

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Es sind ausreichend Spuren erkennbar, und es gibt keine klettertechnischen Schwierigkeiten. Das Kriterium für diese Überschreitung ist die Wegfindung oberhalb der Sohlenalm bis zur Latschengasse am Kamm.

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Und schon ist der Spaß vorbei. Über den breiten Wiesenrücken hinab gehen wir zur Gingazwiese weiter.

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Das war’s. Rückblick zum Schlussteil unserer Wildkammüberschreitung. Das Wetter und meine Frisur hält, darum gehen wir zur Veitsch weiter.

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Kurz vor dem Gipfel erfreuen wir uns an diesem Blumenhimmel.

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Obligatorisch und verzichtbar: Gipfelkreuzfoto Hohe Veitsch (1981 m).

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Der Blick nach Süden zeigt uns viele Mugel, die wir auch noch gerne besuchen wollen. Aber Berge und Aufstiege an der Südseite der Veitsch sind für uns nur nach langen, langweiligen Autofahrten erreichbar. Aber irgendwann einmal…

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Der soeben überschrittene Wildkamm in seiner ganzen, fast 2,5 km andauernden Pracht.

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Die Veitsch hat schon ihre ganz eigenen Reize. Sie ist eine Alm, ein Berg, fast schon ein kleiner Gebirgsstock.

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Das Graf Meran-Haus auf 1836 m lassen wir unbesucht.

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Wir wollen über die Rodel absteigen und über eine Forststraße im unteren Bereich zum Niederalpl zurückwandern.

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Mein Freund kennt die Rodel nur wie eine Eistüte mit Eis und Schnee gefüllt. Jetzt ist er  ganz gespannt, wie sich die gesicherte Unterbrechungsstelle im Sommer darstellt.

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Zuvor noch der Blick hinauf zum soeben überschrittenen Kamm.

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Der Weg weicht vom Winteranstieg ab.Trotzdem sehen wir den…

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…gesicherten Abschnitt oberhalb und…

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…unterhalb der Unterbrechungsstelle. In manchen Wintern ist diese „Wanne“ zur Gänze mit Schnee gefüllt, und man bemerkt diesen Absatz nicht einmal.

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Eine kleine Gruppe junger Bergwanderer begegnet uns. Die großen Rucksäcke verraten schon deren Idee einer Übernachtung auf der Veitsch. Sie wollen am Seeboden schlafen, sofern das Wetter mitspielt. Sollte es doch wie aus Schaffeln schütten, kann ja immer noch das nahe Graf Meran-Haus als Rettungsboot dienen.

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Ganz werden es die jungen Kollegen noch nicht bis in das Schutzhaus geschafft haben. Schon eine halbe Stunde nach unserer Begegnung rumpelt und bumpert es gehörig. Wir beschleunigen unsere Schritte und bekommen es nur mit den Randausläufern des Gewitters zu tun.

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An diesem entleerten Wasserspeicher für die künstliche Beschneiung der Schipisten vorbei, klettern wir noch eine steile Böschung durch hohes, nasses Gras zur Bundesstraße hoch.

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Über das Gewitter zu unserem Tourfinale sind wir gar nicht böse. Es hat uns nur gezeigt, was uns am Kamm auch hätte blühen können, dort wäre es bedeutend unangenehmer und auch viel gefährlicher gewesen. Bei der Heimfahrt geraten wir noch vor Mariazell in einen unglaublich lauten und wuchtigen Hagelschlag. Er lässt mich diese Heimfahrt lange nicht vergessen.

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Im Anstieg ca.1295 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 15,3 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region Mariazeller Berge (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

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Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Auferbauer (1985): Erlebnis Steiermark: Wandern, Bergsteigen, Schifahren. Verlag Stocker, Graz-Stuttgart.

Baumgartner (2006): Wandererlebnis Mariazeller Land und Ötscher. Residenz Verlag, St. Pölten.

Buchenauer (1976): Bergwandern in der Steiermark. Tyrolia Verlag, Innsbruck.

Frischenschlager  et al. (1999): Mürztaler Berge (Rax, Schneealpe u. Hohe Veitsch), Hochschwab, Eisenerzer Alpen. Wanderführer, Leopold Stocker Verlag, Graz.

Raffalt (2008): Steirische Almen: 88 genussvolle Alm- u. Hüttenwanderungen. Verlag Styria, Graz.

Tippelt/Baumgartner (1985): Mariazeller Bergland, Ein Wander und Landschaftsführer. Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten.

EPILOG

Impressionen meiner ersten Veitschwanderung am 1.Oktober 2005. Reinhard und Christoph waren meine kundigen Begleiter.

Ca. 15 km und 946 Hm im Aufstieg und 1329 Hm im Abstieg.

Am Ausgangspunkt Niederalpl blickte ich staunend zum schneebedeckten Hochschwab.

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Auf der Sohlenalm.

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Wir wanderten den Normalweg unterhalb der „Wildkämme“.

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Nicht nur der Hochschwab auch die Veitsch präsentierte sich sehr winterlich.

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Der Aufstieg zur Gingatzwiese erfolgte im kühlen Schatten der Veitsch.

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Der Blick zum Wildkamm.

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Mit den Wolken auf Augenhöhe.

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Die Windrichtung ist nicht schwer zu erraten.

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Weltallblick.

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Auch damals schon obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Hohe Veitsch (1981 m).

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Wir halten uns allerdings nicht lange auf und wandern den Weg 401 über das Plateau der Veitsch weiter.

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Hier tauschen wir 401 gegen 466 und wandern gegen Norden.

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An der Ebenhütte vorbei.

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Zuerst am Wanderweg 406B und das letzte Stück durch den Oberen Brunntalgraben erreichen wir wieder die Bundesstraße. Hier haben wir unser zweites Fahrzeug abgestellt und damit geht es zurück aufs Niederalpl. Allzuviel kann ich zu dieser Wanderung nicht mehr erzählen sind doch immerhin schon 8 lange Jahre vergangen. Aber die Fotos lassen doch den einen oder anderen vagen Erinnerungs-Glücks-Gedankenfetzen aus der Vergessenheit hochwirbeln.

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FIN