Im Oktobersommer auf den Kronstein (757 m)

Wie ich so auf der Toilette sitze und über den heutigen Tag nachdenke, was sein muss und darüber, was ansonsten auch noch sein könnte, fällt mir ein: Meinen Eroberungen des Nahen fehlt noch der längst schon überfällige Besuch einer Felsnadel bei Losenstein, den Kronstein (757 m). An ihrer Spitze wurde 2021 sogar ein Gipfelkreuz errichtet, und ich war immer noch nicht dort.

Meme aus dem I-Net

Ein unvernünftig warmer Oktobertag gebiert auch gleich einmal unvernünftige Anreiseumstände. Ich bin so oft in dieser Gegend unterwegs, dass ich gleich einmal, ganz automatisch, ohne groß nachzudenken, zum Parkplatz unterhalb des Pfennigsteins fahre. Das ist natürlich ganz falsch, schon in Reichraming hätte ich von der Bundesstraße abbiegen müssen, um hierher zu gelangen.

Hier beginnt der kürzeste und bestimmt beliebteste Anstieg auf den Schieferstein (2,5 km und 500 Hm). Wenige Meter vorm Bauernhaus Habichler entstand ein gewaltig-generöser Wanderparkplatz. Ein riesiger Steinwurf und eine geschotterte Parkfläche wurden dafür errichtet.

Und weil nix im Leben gratis ist, steht da eine Parkkassa, die die Hand aufhält für eine Parkgebühr, die einer Innenstadt würdig ist.

Blick zum Schieferstein. In meinem Blog befindet sich zur Zeit nur die selten gewanderte Ost-West-Überschreitung zum Nachlesen: Die Überstolperung des Schiefersteins.

Hier halten es die Kühe wie die Sonnenblumen und richten ihre Köpfe nach dem Sonnenglanz.

Dünne Elektrozaunschnüre setzen dem Hunger der Kühe Maß und Grenze. Welches Glück haben die so zufrieden aussehenden Tiere mit ihrem Geschick des Wiederkäuens, eine Speise zweimal essen zu können.

Hinterteil an Hinterteil. Beste Freundinnen. Alles um uns strahlt Harmonie aus.

Wir wandern entlang des Schiefersteinrückens, immer auf den Weideflächen bleibend, unterhalb des Senders.

Ob der Bauer mit dem Einsickern von Wanderern in diese abgelegenen Weideflächen viel Freude hat? Oder entschädigt die Parkgebühr ausreichend dafür?

So eine feine Wiese, da könnte man mit Seidenschlapfen darüber wandern.

Wir bewegen uns viel draußen, gerade darum erfährt nun unser eingebettet-sein in den Rhythmus der Natur und der Jahreszeiten einen gehörigen Bruch. Weil die Weideflächen  durch ihre südliche Ausrichtung von der Sonne begönnert sind,…

… kommt es zu dieser außer sich geratenen Vegetation.

Das lässt uns am korrekten Jahreslauf gehörig zweifeln.

Gespenstisch frühlingshaft fühlt es sich gerade an.

Und selbst dort, wo Baumschatten und Nässe in der Weide vorherrschen, …

… werden wir von einem unzeitgemäß gewachsenen Parasol überrascht.

Dieser Hohlweg verbindet die „obere“ frühlingshafte Weide …

…mit der abgelegeneren, aber nicht weniger sonnigen, Wiesenfläche …

… unterhalb des Kronsteinfelsens.

Dort, wo sich der Felsen zur Wiesenfläche herabbeugt, übersteigen wir den Weidezaun …

… und befinden uns sogleich am Laub-Fels-Rücken. Gewaltiges Rascheln begleitet jetzt jeden unserer Schritte.

Hier hat jemand seine Wanderstecken abgelegt und vergessen.

Der Buchenwald überklettert den Bergkamm und die gesamte Felsmauer.

Selbst den Bäumen entkommt dort und da noch ein frischgrüner Pupser.

Das Überschreiten des Felskamms ist für mich das Filetstück dieser Wanderung. Gabi fühlt sich mehr zu den Blumen hingezogen.

Sogar Tiefblicke sind möglich.

Wieder einmal viel zu schnell endet das Steigvergnügen. Wir erreichen das Gipfelkreuz.

Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Kronstein (757 m).

Uns gegenüber, gefühlt ganz nah, befindet sich das Klettergebiet des Pfennigsteins.

Hinter uns ragt der Sender über die Baumwipfel.

Unter uns die Enns und Losenstein.

Auf der anderen Ennsseite ist die Hohe Dirn (niedriger als der Sonnkogel) nicht zu sehen. Die Überwanderung des Sonnkogels, der Hohen Dirn bis zum Schwarzkogel war eine besonders schöne Novemberwanderung: Sternenstaub auf der Hohen Dirn.

Nochmals im Zoom.

Mit Stefan und Reinhard habe ich in einer besonders lustigen Tour die Überschreitung vom Schüttkogel (1211 m) über den Schneeberg (1244 m) zu den Tannscharten (1211 m) unternommen: Westlich des großen Baches: Schneeberg (1244 m) und Tannscharten (1211 m)

Die Haller Mauern bilden das Schlussbild dieser hintereinander gestaffelten Bergketten im Gegenlicht.

Das Titelbild für diesen Blogeintrag habe ich mir aus dem Gipfelbuch, gemalt von LEO, ausgeliehen.

Im Abstieg lassen wir das braune Bodenlaub wieder rau rauschend rascheln, dass es nur so eine Freude ist.

Weil Kühe aufmerksam und gefährlich gut bei der Verteidigung ihrer Kälber sind, betreten wir mit Abstand die Weide. Gleichwohl erhebt sich die Wächterkuh und lässt uns nicht aus den Augen, bis wir wieder in den Hohlweg treten.

Was bei einem Ahornblatt vielleicht noch als dunkle Gugaschecken durchgehen könnte, …

… ist auf meiner Hand das frühzeitige Erblühen von „Friedhofsblumen“. Beginnt jetzt schon für mich die schleichende, Haut und Herz langsam fressende Not des Älterwerdens? Noch habe ich nicht das Gefühl, in einer Abwärtsspirale gefangen zu sein.

Das glanzlose bleiche Gesicht der niedrigen Sonne scheint in einen Nebelstreifen gefallen zu sein. Zarte Nebelschleier kippen das Sonnenlicht ins Weißliche, …

… und sogleich wachsen Scherenschnittbäume in den Himmel.

Episches passiert bei solch einer Wanderung nicht. Manchmal braucht es auch das Kleine,  Überblickbare, entspannt Machbare und nicht mehr.

Im Gastgarten beim Blasl in Losenstein trinken wir darauf, dass es nicht noch besser wird, es ist gerade bestens genug.

Blick von Losenstein.

Auf der Heimfahrt.

Im Anstieg etwa 245 Hm und zurückgelegte Entfernung nahezu 5,1 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region OÖ Voralpen (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Die Bildbeschriftung erfolgte mit:
PanoLab Beschriftungsprogramm für Panoramabilder Ⓒ Christian Dellwo.

Meine Quellen:

Heitzmann, Harant (1996): OÖ-Voralpen. OeAV-Führer, Ennsthaler Verlag, Steyr.

FIN