HWST – Aufstieg zur Preintalerhütte

Vertrag

über Besteigung der Hochwildstelle (2747 m)

Längengrad 13,8285193014942 Breitengrad 47,3940930379166

im Sommer 2008, abgeschlossen zwischen: Moritz, Michael und Peter

Das war unser Plan im Jahr 2008. Und diesem Vorhaben erging es wie vielen millionen Vorhaben jeden Tag weltweit, es wurde nicht genährt, im Alltagstrott ertränkt und landete darum im übervollen Vorhabennirvana.

Schon bei meinem Besuch der Preintaler Hütte vor zwei Jahren, gewann die Idee der Hochwildstelle wieder an Kraft. So ganz stieg der Wunsch einer Besteigung bei meiner Hochgolling Tour im Vorjahr in mir hoch. Es brauchte nur einen Funken, um mich dafür in Vollbrand zu setzen. Dieser Funke war ein herrlicher Wetterbericht für Donnerstag und Freitag und die Frage von Stefan am Montag: Was machen wir am Wochenende?

Warmes, mildhelles Herbstwetter begleitet uns schon die ganze Fahrt nach Schladming. Wir fahren an der Jausenstation Weiße Wand vorbei. Hier war der „Endpunkt der Autolinie Schladming-Untertal“. Jetzt ist die mautpflichtige Zufahrt bis zum Riesachwasserfall möglich.

Die letzten Kilometer durchs Untertal führen an vergoldeten leuchtenden Weiden vorbei.

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Um Stefans Knie zu schonen (s. Admonter Reichenstein), beschließen wir, den Aufstieg zum Riesachsee über die weniger romantische Forststraße zu gehen. Schöne Einblicke werden uns aber auch hier geschenkt.

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In der Bildmitte ist der Greifenberg (2618 m) zu sehen. Er wäre für unseren zweiten Tourentag ein ebenso fantastisches Gipfelziel wie das Waldhorn (2702 m), oder gar die Überschreitung vom Kieseck (2681 m) zum Waldhorn. Bei diesen Überlegungen hat aber Stefans Knie ein wichtiges Wörtchen mitzureden.

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Tiefblick zum Parkplatz Nr. 1 im Untertal. Obwohl schon Nachmittag, ist es noch heiß auf der Forststraße. Aber zum Glück nicht ganz so heiß wie am 3. August 2011. An diesem Tag besuchte ich mit Gabi bei sommerheißen Temperaturen bereits einmal die Preintalerhütte.

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Beim Erreichen der Gfölleralm klappt die Landschaft regelrecht auseinander und gibt den Blick zu seinem Zentrum, seinem Herzen, zum Publikumsliebling auf 1338 m, frei.

So wie Backstage der großen Bühnen und Konzertsäle der Welt Erinnerungsfotos mit den Publikumslieblingen und ihren Fans gemacht werden, ist es auch hier:

Foto Stefan und Riesachsee,

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Foto Peter mit Riesachsee,

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Foto Stefan und Peter mit Riesachsee!

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Alle Hütten und Almen im Nahbereich des Sees haben an diesem wunderbaren Spätsommertag geöffnet. Nur die Gehzeit zur Preintalerhütte und Waldhornalm bleibt auf diesen Schildern verschlüsselt.

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Glitzernde Fäden funkeln von den aufragenden Schrofen zum Seeboden herab.

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Der Riesachsee ermöglicht mit seinem abfließenden Wasser den höchsten Wasserfall der Steiermark. Zuvor ist dieses Wasser aber ein unvergleichlicher Spiegel der Berge.

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„Verlangen nach alpinen Leckerbissen“ plagte den Erschließer der Niederen Tauern, Hans Wödl. Wir durchwandern soeben einen solchen Leckerbissen.

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Die sonst so dunkle Nordwand des Waldhorns einmal ganz hell.

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Wir erreichen die Kotalm. Von hier führt eine Materialseilbahn zur Preintalerhütte. Vor der Alm parkt ein bestens gesichertes Kraftfahrzeug. Der Schlüssel ist abgezogen, das Fahrzeug versperrt und ein Elektrozaun schützt es zusätzlich.

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Warum müssen gutmütige, harmlose Kühe vom Auto fern gehalten werden?

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D A R U M:

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Der lange Almsommer stürzt die Kühe in eine tiefes Loch aus Fadheit und Langeweile.  Wenn dann auch noch der Stier müde ist, kommen sie zwangsläufig auf dumme Gedanken:

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© Goldmann Verlag Gary Larson

Jetzt zieht der markierte Pfad fort vom Almweg in steileres und bereits dunkler werdendes Waldgelände.

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Wir wandern über viele Felsblöcke hinweg zur Brücke über…

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…den Riesachbach.

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Im Anschluss leitet der alte blockige Weg steil zur Preintalerhütte hoch.

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Faszinierend finde ich, dass sich die Alpine Gesellschaft der Preintaler aus nie mehr als 35 Mitgliedern zusammensetzt und trotzdem in der Erschließung der Niederen Tauern eine so bedeutungsvolle Rolle einnimmt.

Wir erreichen unser Basislager für die nächsten beiden Tage auf 1656 m.

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Unser Zweibettzimmer ist sauber und einladend. Das Ablagebrett über dem Kopf ist äußerst praktisch, und sogar eine Steckdose und ein kleiner Tisch befinden sich im Raum. Einfach perfekt. Fernseher und Minibar dürften sich aber in Reparatur befinden.

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In alten Berichten wird noch von einem Hüttendorf auf der Waldhornalm berichtet. Verblieben sind die ausgebaute Preintalerhütte und das Gebäude der Waldhornalm.

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Die letzten Sonnenstrahlen streicheln noch die umliegenden Berggipfel.

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Das Haus ist voll. Wir werden zu einem freundlichen, wandersüchtigen Ehepaar an den Tisch gesetzt. Jedes Jahr kommen die beiden aus Freilassing zum Wandern auf die Preintalerhütte. Es sind ganz unkomplizierte Menschen. Ist kein Zimmer frei, genügt ihnen auch das Lager. „Zimmer reservieren tuan ma net!“ Harmonie strahlen die beiden aus, und ich kann nicht erkennen, wer die Hosen anhat. Wir erhalten zu unserer Tour die besten Informationen, und auch den Abstieg über die kleine Wildstelle ziehen wir nach den erhaltenen Auskünften kräftig in Zweifel. Wir verbringen einen wohligen Hüttenabend, bis wir Zeugen eines wundersamen Rituals werden, welches Franz der Wirt…

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… ab 21:45 Uhr Tisch für Tisch wiederholt. Aufrecht stellt er sich vor den Tisch. Seine Hände hält er in der Höhe seines Bauchnabels mit den Handinnenflächen nach oben, die Fingerspitzen aneinanderstoßend. Jetzt hebt er beide Hände mehrere Zentimeter in die Höhe, senkt sie wieder und hebt sie wieder. Aber nicht genug damit, sein Gesicht zerfällt, wie unter großen Schmerzen, in alle denkbaren Grimassen, aber ganz ohne Worte. Jeweils fünfzehn Sekunden benötigt diese Choreografie an jedem Tisch. Und was bewirkt dieser redundante Auftritt? Alle erheben ihre noch gar nicht müden Hinterteile (signalisiert durch seine Handbewegungen – heben und senken – heben und senken) und fügen sich der so angeordneten Hüttenruhe ohne Widerworte.

(Sein grimassierendes, schmerzenreiches Gesicht erweckt ausreichend Mitleid mit dem müden Gesellen und seinem vermutlich ebenso müden Hüttenteam).

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Auch wir steigen zu unserem Zimmer hoch. Parken vor einer Autobahnraststätte Mazda, Mercedes und VW, so sind es auf so einer Hütte Komperdell, Leki und Meru.

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Morgen wollen wir über den Südgrat die Hochwildstelle besteigen – hoffentlich haben wir trotz der ungewohnten Hüttengeräusche und der eigenen Aufregung eine schlafreiche Nacht.

Im Anstieg ca. 600 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 7,5 km.

Senf dazu? Sehr gerne!

blog@monsieurpeter.at


Darf’s ein bisserl mehr sein?

Weitere Unternehmungen in der Region Schladminger Tauern (Auswahl):

Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.

Meine Quellen:

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Ausschnitt aus Kompass Logo Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.

Alpine Gesellschaft Preintaler

Auferbauer (2003): Bergtourenparadies Österreich, Verlag Styria, Graz.

Auferbauer (1985): Erlebnis Steiermark: Wandern, Bergsteigen, Schifahren, Verlag Stocker, Graz-Stuttgart.

Buchenauer (1987): Höhenwege in den Niederen Tauern, Verlag Bruckmann, München.

Buchenauer(1975): Verliebt in die Heimat, Leykam Verlag, Graz.

Brandl (2003): Dachstein-Tauern, Wanderführer, Bergverlag Rother, München.

Frischenschlager et al. (1996): Ennstal – Vom Dachstein bis zum Gesäuse, Wanderführer, Leopold Stocker Verlag, Graz.

Hödl (2006): Bergerlebnis Schladminger Tauern, Steirische Verlagsgesellschaft, Graz.

Holl (2005): Niedere Tauern, AV-Führer, Bergverlag Rother, München.

Mokrejs/Ostermayer (2009): Bergwander-Atlas Steiermark, Schall Verlag, Alland.

Pürcher (2000): Erlebnis Ennstal, Schladminger Tauern, die schönsten Wanderungen und Bergtouren, Verlag Styria, Graz.

Raffalt (2008): Steirische Almen 88 genussvolle Alm- u. Hüttenwanderungen, Verlag Styria, Graz.

Senft/Katschner (1981): Erlebnis Dachstein Tauern, Verlag Leopold Stocker, Graz.

Wödl (1924): Schladminger Tauern, Verlag Artaria, Wien