Vom Münichtal über die Sandgrube zu Rotriegel (1879 m), Kaiserwart (2033 m), Hochkogel (2105 m), Halskogel (1624 m) und über Radmerhals zum Gasthaus Gemeindealm.
Zitat Buchenauer: „Im Jagdgebiet um die Radmer und Eisenerz „kaisert“ es an vielen Orten. Kaiserschild, Kaiserwart, Kaisertisch, Kaiserbuche, Kaisersteig heißen die Berg- u. Flurnamen, die alle mit dem kaiserlichen Jagdherren zusammenhängen…“ Der kaiserliche Jagdherr war Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519) und dieser bezeichnete das „Fölzgebirge“ mehrfach als eines seiner besten Reviere. Er gab ein Jagd und Betretungsverbot aus, um die Umgebung mit Gämsennachwuchs zu versorgen. So wurde für dieses Gebiet auch das erste Forstgesetz Europas erlassen (siehe Heizmann, Gesäuse, Landesverlag, Linz.).
Nachdem ich 2007 den Kaiserschildgipfel durch das Bärenloch bestiegen hatte, war diesmal eine echte Überschreitung vom Münichtal zum Ramsaubach geplant. Eine wie sich zeigen wird, wirklich selten begangene Überschreitung.
Gleich neben dem Parkplatz oberhalb der Siedlung im Münichtal geht es los.
Es ist bestes Wetter prognostiziert, also kümmern mich die Wolken und der leichte Regen nicht sonderlich. Gleich im Aufstieg habe ich mit diesem Zapfen vor mir Probleme, bis mich die geographische Erleuchtung trifft: Der Pfaffenstein ist’s, der Hundianer.
Das ist Eisenerz – Bergbau wörtlich genommen!
Vor lauter Pfaffenstein staunen und Schlackenberg bewundern, vergehe ich mich gleich einmal. An meinem GPS-Track auf der Karte gut sichtbar. Ich habe es nicht geglättet, weil auch solche Verhauer gehören dazu.
Schnell muss ich aber wesentlich konzentrierter agieren, Wegspuren findet man nur mehr rudimentär oder gar nicht, dort und da eine Markierung. Man braucht schon ein wenig Gespür und ein GPS, um ohne Ortskenntnis den Weg zu finden.
Der Weg dürfte keine Betreuung mehr erfahren. Hier sieht man, wie wertvoll die Arbeit der alpinen Vereine ist.
Selbst die in den Karten verzeichnete Jagdhütte verfällt so vor sich hin. Irgendwie wirkt hier alles wie von Thomas Bernhard entworfen.
Manchmal verliert sich jeder Rest einer Aufstiegsspur. Dieser Aufstieg ist aber in vielen Führern erwähnt und in den Karten noch als markierter Wanderweg eingezeichnet. Vielleicht liegt es daran, dass die verfügbaren Wanderführer schon älteren Datums sind und so weite Wege nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Ich bin mir sicher, dass der Klettersteig an der anderen Seite regen Zulauf hat.
Knapp vor dem Erreichen des Plateaus nochmal so richtig hinein ins Grüne.
Endlich habe ich die Sandgrube erreicht. Nicht dass der Weg sonderlich schwierig gewesen wäre, aber die Wegsucherei hat schon Zeit gekostet und samt meinem Verhauer und der geplanten Überschreitung ist Zeit am Berg eine kostbare Gabe.
Kommt man mit dem Auto den Präbichl herunter, kann man die Sandgrube schon von weitem erkennen. Der Weiterweg führt links der Mitte steil aufwärts.
Wiederum gibt es Markierungen, aber keine der früheren Seilsicherungen ist noch vorhanden.
Rückblick in die Sandgrube und auch den Schlackenberg zu Beginn des Berichtes kann man gut erkennen.
Es ist ganz schön steil und ausgesetzt. Da ich alleine unterwegs bin und mich hier keiner so schnell finden würde, bewege ich mich sehr vorsichtig. Eine der alten Seilführungen ist erkennbar.
Mein Blick geht über den Zaunerkogel (1704 m) zum Hochblaser (1771 m) und zur Kaltmauer. Die Sonne hat sich durchgesetzt und ich bin schon neugierig, wie es auf der Hochfläche aussieht.
Auf gutem Weg durch Latschen und begutachtet von vielen Gämsen, geht es weiter. Das müssten die Hochtürme (1840 m) sein. Ganz sicher bin ich mir aber nicht.
Immer weiter geht der Blick und ich bin der Meinung, hier schon den Kaiserwart zu sehen.
Auf und ab geht der Weg, nie schwierig oder ausgesetzt.
Jetzt bin ich mir sicher, dass das zuvor der Kaiserwart war. Auf diesem Bild der erste Überblick. Ganz links der Kaiserschild und rechts der Kaiserwart. Den Hochkogel, immerhin die höchste Erhebung und mein Tagesziel, kann man noch nicht sehen.
Jetzt ist am Rotriegel (1879 m) eine längere Rast angesagt. Tiefblicke nach Eisenerz und Erzberg sind möglich…
…und wunderbare Ausblicke auf das noch Kommende. Ich stelle mir die Frage nach der Wegführung. Kann man die Kammschneide vom Rotriegel zum Kaiserwart gehen, oder muss man doch einige Abstiegsmeter in Kauf nehmen?
Blick in das Schneeloch und gut erkennbar die Donnersalpe (1539 m). Heuer bereits Ziel einer Schitour aus der Großfölz. Im Hintergrund der Schwarzenstein (1953 m), Stadelstein (2070 m) und das Wildfeld (2043 m) und ganz rechts der Kragelschinken und diesem vorgelagert der Plöschkogel. Ganz links noch die Hohe Lins und dahinter der Reitingstock.
Der Weg führt nicht über den Grat, sondern wenige Meter unterhalb. Er ist bereits an manchen Stellen weggebrochen bzw. weggespült.
Diese abgerutschten steilen Stellen sind unangenehm zu gehen, aber nicht schwierig.
Rückblick zur Querung und dem ersten Tagesgipfel, dem Rotriegel.
Diesen grünen Hang geht es weglos hinauf. Man landet zwischen Kaiserschild und Kaiserwarte. Aber noch dauert es bis dahin.
Wiederum Rückblick zum bereits bewältigten Weg.
Jetzt kann man fast den ganzen Plateauweg einsehen.
In der Einsattelung angekommen, geht der erste Blick auf den Hochkogel (2105 m), schaut irgenwie noch weit aus. Vor allem steigt man von der Scharte bzw. vom Kaiserwart (2033 m) noch 150 Höhenmeter ab, um erst danach den Hochkogel zu besteigen.
Unmarkiert und querfeldein geht es auf den Gipfel des Kaiserwart (2033 m).
Noch in der Jahrhundertwende gab es am Kaiserschild mehrere bewirtschaftete Almen. Leider konnte ich bei meinen Recherchen keinen dieser ehemaligen Standorte ausmachen. Selbst von 2000 m schaut der Hochkogel noch mächtig aus.
Gegenüber sieht man den Aufstiegsweg zum Kaiserschild (2084 m). Da will ich heute aber nicht hinauf, mein Interesse gilt dem Hochkogel.
Hier herauf führt der Weg aus dem Bärenloch. In Aufstiegsrichtung hat man rechts den Kaiserschild und links den Hochkogel.
Im Aufstieg zum Hochkogel taucht ein lieber Begleiter auf vielen Bergen in der näheren Umgebung auf: Der Lugauer – ihn erblickt man von allen Bergen der Umgebung und nicht nur von diesen.
Knapp rechts der Bildmitte kann man die Böse Mauer (1615 m) erkennen. Selten bestiegener Hausberg der Radmer. Im Juli 2009 habe ich sie besucht.
Zoom auf die böse Mauer.
Blick ins Schneeloch.
Die letzten Meter vor dem Gipfel sind zwar steil, aber der ganze Weg hat mir mit seinen oft überraschenden Ein- u. Ausblicken großes Vergnügen bereitet.
Obligatorisch und unverzichtbar: Gipfelfoto Hochkogel (2105 m).
Der Hochkogel besitzt einen breiten, grasbewachsenen, zum Ruhen und Rasten einladenden Gipfel. Entsprechend genieße ich die Ruhe und das Bewußtsein auf der ganzen Wanderung, keinem Menschen begegnet zu sein. Im Hintergrund der Kaiserschild.
Da führt der Weg weiter Richtung Radmerhals. Sehr grasig und steil. Nicht umsonst wird in der Führerliteratur vor Schneeresten und Nässe gewarnt. Man kann auch meinen letzten für heute geplanten Gipfel, den Halskogel, sehen.
Der Abstiegsweg bietet immer wieder Tiefblicke ins Bärenloch bzw. das Kar darüber. Hier kann man auch den Aufstiegsweg sehen.
Der Weg ins Tal kommt ohne Seilsicherungen aus, ist aber nur für trittsichere Wanderer geeignet.
Hier müsste man einerseits den Weg durchs Bärenloch erkennen und irgendwie auch Teile des Klettersteiges sehen. Ich sehe weder das eine noch das andere.
Der Weg zum Halskogel ist stark verwachsen. In den Wanderkarten sind Wegspuren verzeichnet, aber so ganz finde ich den Weg nicht.
Auch in alten Führern wird auf Latschenwuchs und Verwachsungen hingewiesen.
Am Gipfel des Halskogel (1624 m)…
…oder ist diese, von einer Höllenotter besetzte Stelle, der Gipfel?
Da laut Karte eine Überschreitung des Halskogels möglich sein müsste, gehe ich vermeintlichen Wegspuren nach. Diese enden aber im Nichts, und ich werde ungeduldig und steige auf meine Art über diesen Schlag ab.
Sogleich befinde ich mich am Radmerhals und bin nicht mehr weit vom Endpunkt meiner Wanderung entfernt.
Das Wetter hat den ganzen Tag gehalten, jetzt aber, in den späten Nachmittagsstunden, beginnt es zuzuziehen.
Der übliche Blick auf Hochkogel und Kaiserschild von der Radmer aus. Jetzt ist es schon einigermaßen dunkel.
Schilder bestätigen alle meine Annahmen bezüglich „wo komm‘ ich her wo will ich hin….“
Blick zurück: Man sieht die Rotmauer und fast den Weg zum Hochkogel.
Die Überblickstafel beim Gasthaus Gemeindealm. Ich lasse mich von einem Taxi zu meinem Auto bringen. Schon während der Taxifahrt beginnt es zu regnen. Ich habe diese Tour mit einiger Zeitreserve geplant und diese auch gebraucht. Trotzdem ist es sich „trocken“ ausgegangen.
Im Anstieg ca. 1686 Hm und zurückgelegte Entfernung ca. 16,5 km.
Senf dazu? Sehr gerne!
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Weitere Unternehmungen in der Region Eisenerzer Alpen (Auswahl):
- Leobner windstill
Leobner (2036m) - Zuzweiensein am Törlstein (Hochstein) 1860 m
Törlstein (Hochstein) (1860m) - Kragelschinken, oder wie ich mit dem Pulverschnee Wange an Wange Tango tanze
Kragelschinken (1845m), Plöschkogel (1668m) - Erste Reihe fußfrei in den Eisenerzer Alpen: Donnersalpe (1539 m) und Tulleck (1412 m)
Donnersalpe (1539m), Hohlsteinmauer (1405m), Tulleck (1412m), Mitterriegel (1150m) - Törlstein Versuch
Besonders Umtriebige können auch noch im Tourenbuch und der Gipfelliste stöbern oder auf der Tourenkarte herum strawanzen.
Meine Quellen:
Ausschnitt aus Karte 4309, Österreich digital.
ⒸKartografie: Kompass-Karten GmbH, Lizenz-Nr.8-0512-ILB.
Auferbauer (2000): Bergtourenparadies Steiermark: Alle 2000er vom Dachstein bis zur Koralpe, Verlag Styria, Graz.
Buchenauer (1976): Bergwandern in der Steiermark, Tyrolia Verlag, Innsbruck.
Frischenschlager et al. (1999): Mürztaler Berge (Rax, Schneealpe u. Hohe Veitsch), Hochschwab, Eisenerzer Alpen, Wanderführer, Leopold Stocker Verlag, Graz.
Heitzmann (1989): Gesäuse, Landesverlag, Linz.
Peterka (1982): Eisenerzer Alpen, AV Führer, Bergverlag Rother, München.
Scharfetter/Buchenauer (1978): Eisenerzer Alpen, Bergwandern, Klettern,
Schifahren, Verlag Styria, Graz.
Zeller (2006): BergErleben Bd. 2, Eisenerzer Alpen, Hochschwab West, Verlag Gertraud Reisinger, Spielberg.